Mit den Monaten wird das Baby zum Kleinkind, es will überall dabei sein und macht dann bald alles um sich herum unsicher. Für Eltern ist diese Zeit nicht immer leicht, da die Kleinen in dieser Phase sehr viel Unterstützung brauchen. Entlohnt werden sie, wenn ihr Nachwuchs wieder einen Schritt weiter gekommen ist und etwas Neues dazu gelernt hat. Manchmal ist jedoch auch etwas Geduld gefragt, denn nicht alle Kinder lernen alles gleich schnell, jedes Baby hat sein eigenes Tempo. Doch ob schnell oder langsam – manche dieser großen Ereignisse in Babys erstem Jahr, wie das erste Lächeln, bleiben dann für immer Gedächtnis.
- Die Entwicklung vom Baby zum Kleinkind findet in den ersten 12 Monaten statt.
- Neugeborenen haben bereits von Geburt an einen guten Geschmacks- und Geruchssinn, durch bestimmte Reflexe (z.B. Saug-Reflex) helfen ihnen beim Start ins Leben.
- In den ersten 3 Monaten beobachten Babys sehr genau ihre Umgebung und fangen langsam an ihre Umwelt zu erforschen.
- Ab dem 4. Monat beginnt beim Baby die orale Phase. Die Kleinen beginnen Gegenstände zu greifen und in den Mund zu führen.
- Im 8. Monat haben Babys bereits gute motorische Fähigkeiten entwickelt und gelernt sich durch Robben oder Rollen fortzubewegen.
- Die Krabbelphase startet mit dem 10. Monat, die Kleinen üben sich an Gegenständen hochzuziehen und verfügen über einen eigenen Wortschatz.
Das Neugeborene riecht, schmeckt und hört gut
Neugeborene sind darauf angewiesen, dass ihre Eltern sich um sie kümmern. Dennoch ist es nicht so, dass sie nichts können, im Gegenteil: Einige wirkungsvolle Reflexe helfen ihnen bei der Teilnahme am Leben:
- Saug-Reflex: Schon kurz nach der Geburt beginnt ein Baby nach der Brust der Mutter (Stillen) zu suchen, um trinken zu können. Der Reflex lässt sich auch auslösen, in dem man über den Mundwinkel des Kindes streichelt.
- Such-Reflex: Kommt man bei der Wange des Kindes an, beginnt es automatisch nach der mütterlichen Brust zu suchen.
- Greif-Reflex: Legt man seinen Finger in die Hand des Kindes, umschließt es diesen fest und lässt nicht wieder los.
- Schreit-Reflex: Berührt ein Neugeborenes in aufrechter Position den Boden, hebt es den Fuß, so als ob es gehen wollte.
- Moro-Reflex: Bekommt ein Baby das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren und zu fallen, dann breitet es erst die kleinen Ärmchen aus, um sie dann gleich fest um den Körper zu schlingen, so als ob es sich selbst umarmen wollte.
- Bauer-Reflex: Liegt das Baby auf einer Unterlage und man berührt die zum Körper angezogenen Beinchen, so stößt es sich fest ab.
Die meisten dieser Reflexe verschwinden zwischen dem 3. und dem 6. Monat und gehen in bewusst gesetzte Handlungen über, da die Kinder von Tag zu Tag mehr können.
Während der Geruchs- sowie Geschmackssinn und der Tastsinn von Anfang an voll ausgeprägt sind, dauert es einige Tage bis Babys alle Geräusche hören, da die Ohren häufig noch vom Fruchtwasser belegt sind. Als letzter Sinn entfaltet sich das Sehen. Zu Beginn sehen Kinder nur etwa 25 Zentimeter weit, also bis zur neben ihnen liegenden Mutter. Nach vier Wochen entspricht ihre visuelle Wahrnehmung der Nachtsicht eines Erwachsenen. Kinder lieben Schwarz-Weiß-Kontraste, sie können aber auch Rot und Gelb differenzieren. Zwischen Blau und Grün ist bei ihnen anfangs noch kein Unterschied. Trägt man das Baby auf der Schulter, muss der Kopf gestützt werden und zwar mindestens bis zum 3. Monat.
Das Baby macht jeden Tag Gymnastik für die Nackenmuskeln
Nach einem Monat kann das Kind wahrscheinlich in der Bauchlage schon den Kopf für einige Sekunden anheben, die Nackenmuskeln sollten dann schon so weit entwickelt sein, spätestens aber im 3. Monat. Babys verfolgen schon sehr genau mit den Augen das, was rund um sie passiert. Vor allem Gesichter in der Nähe haben es ihnen angetan.
Wenn sie wach sind, strampeln sie oft heftig mit den Beinen und trainieren so die Muskulatur. Im Schlafzustand haben sie meist eine bevorzugte Seite, auf die sie den Kopf wenden. Außerdem sind sie schon fähig beim Weinen Tränen zu vergießen. Der Tränenfluss funktioniert nämlich nicht von Beginn an. Bei Neugeborenen kann es vom ersten Lebenstag an vorkommen, dass sie im Schlaf lächeln. Über das erste bewusste Lächeln dürfen sich die Eltern um die 6. Lebenswoche herum freuen. Auch die zu Fäustchen geballten Hände lösen sich dann langsam.
Das Baby beginnt zu plaudern und zu singen
Ab dem 3. Monat beginnen Kinder sehr aktiv zu werden: Sie rudern heftig mit den Armen und strampeln mit den Beinen. Ab dieser Zeit beginnen sie auch die Hände vor dem Körper zusammenzuführen und mit etwas Glück erwischen sie auch die andere Hand, die dann ausgiebig bestaunt wird. Es kann auch passieren, dass das Kind in der Bauchlage den Körper gar zu hoch stemmt und sich so unbeabsichtigt auf den Rücken dreht. Auch sprachlich beginnen die Kleinen zu singen und Tonketten wie "eeee" zu bilden.
Ab jetzt wird alles mit dem Mund erforscht
Das Baby beginnt jetzt die Welt zu erforschen und zwar mit dem Mund. Alles, was es fassen kann, wird in den Mund gesteckt und genau erkundet. Das können die eignen Finger genau so wie ein Schnuller, ein Spielzeug sowie Mamas Wange oder Nase sein. Akustisch werden in der Sprache jetzt Laute wie "mmmm", "wwww" und "bbbb" entdeckt und wiederholt. Die meisten Babys sind recht sicher in der Bauchposition. Außerdem beginnen sie jetzt in Rückenlage alles, was in der Nähe liegt zu inspizieren und drehen sich dazu auf die Seite. Dabei handelt es sich schon um eine Vorübung zur Rolle auf den Bauch.
Das Baby erfreut die Umwelt mit seinem Jauchzen
Im 5, Monat können Kinder schon gut mit Unterstützung auf Mamis Schoß sitzen und Bewegungen mit dem Kopf ausbalancieren. Im Liegen sind jetzt permanent Drehungen angesagt und zwar vorwiegend von der Bauch- in die Rückenlage, aber auch umgekehrt kann es immer wieder vorkommen, dass das Kleine die Lage wechselt. Diese Bewegungen sind ein wichtiges Training für die Rumpfmuskulatur.
Wenn man Kinder unter den Achseln hält, versuchen sie mit dieser Hilfe bereits einige Schritte zu gehen. Natürlich ist der kindliche Bewegungsapparat noch nicht so weit, dass tatsächlich gelaufen werden kann. Auch die kindlichen Antennen sind jetzt schon recht weit entwickelt, das Kind fühlt schon recht gut, in welcher psychischen Verfassung die Eltern an diesem Tag sind. Und wenn die Stimmung passt, dann ist ein herzerweichendes Glucksen und Jauchzen des kleinen Lieblings zu hören. Im 5. Monat können auch die ersten Versuche mit Beikost gestartet werden.
Die ersten Zähne brechen durch
Kinder greifen jetzt gezielt nach Gegenständen und lachen, glucksen oder albern viel in dieser Phase. Wortketten wie "mamama" oder "papapa" erfreuen die Neo-Eltern besonders. Doch nicht nur beim Reden macht das Kind große Fortschritte, die meisten Kinder beherrschen die Wendungen vom Bauch auf den Rücken und umgekehrt schon sehr gut.
Motorisch besonders Fortgeschrittene schaffen es bereits sich aufzusetzen. Das erfolgt über die Seite. Wichtig ist, dass Eltern nicht mit ihren Kindern ein Aufsetzen über die Mitte üben. Der Kinderarzt macht zwar einen Test, indem er in der Rückenlage beide Händchen fasst und das Kind daran hochzieht. Dieser dient jedoch der Kontrolle, wie gut das Baby den Kopf halten kann. Auch wenn den Kleinen das Aufgezogen werden Spaß macht, sollte es unterlassen werden, da es für die Entwicklung nicht gut ist. Solange Kinder sich auch nicht von selbst aufsetzen können, sollte man sie nicht mit Polstern gestützt irgendwo hinsetzen oder lange in einer Babyschale lassen, da die Muskulatur das Gewicht noch nicht tragen kann.
Wenn Kinder viel speicheln, kann das ein Hinweis sein, dass sich die ersten Zähne bemerkbar machen. Die Schneidezähne unten stoßen oft zwischen dem 6. und dem 8. Monat aus dem Zahnfleisch.
Das Kleine fremdelt und will am liebsten nur bei der Mama sein
Babys erforschen jetzt den eigenen Körper und entdecken, dass auch noch Füße zu ihnen gehören. Diese tasten sie ab und stecken sie auch in den Mund. Aber auch sonst ist nichts mehr vor den kleinen Händen sicher. Sitzt das Baby auf Mamis oder Papis Schoß bei Tisch, so wird nach allen Gegenständen in der Nähe gelangt und daran gezogen. Die meisten Kinder drehen sich jetzt auch vom Rücken auf den Bauch. Sollte ein Kind noch nicht so weit sein, besteht jedoch kein Anlass zur Sorge. Auch in Rückenlage fühlen sich die Kinder noch immer wohl und beim Strampeln wird weiter an der eigenen Kraft trainiert.
In der Bauchlage beginnen Kinder jetzt Arme und Beine zu heben und über dem Boden zu bewegen, so dass es ausschaut als würden sie Schwimmen üben. Anstrengend ist für viele Eltern die Phase des Fremdelns, in die Kinder jetzt kommen. Diese ist bei allen unterschiedlich ausgeprägt. Es kann sein, dass sich das Kleine nur noch bei der Mutter wohl fühlt. Doch auch diese Phase wird wieder vergehen.
Ab jetzt wird überall hin gerobbt und gerollt
Mit 8 Monaten haben Kinder schon ein sehr gutes Gleichgewichtsgefühl. Wenn sie zum Beispiel in Bauchlage sind, stützen sie sich oft mit nur einem Arm ab und balancieren diese Position mit den Füßen aus, um nicht ungewollt auf den Rücken zu kippen. Manchmal lehnen sie sich auch auf beide Arme und drücken den Po hoch. Dabei handelt es sich schon um eine Vorübung zum Krabbeln. Außerdem beginnen Kinder sich in gewünschte Richtungen zu bewegen, sei es durch Robben oder Rollen. Sobald die Kinder sich fortbewegen können, heißt es die Wohnung kindersicher machen. Noch ein Meilenstein: Kinder können gezielt nach zwei Gegenständen greifen.
Kinder setzen sich jetzt erstmals auf
Spätestens jetzt wird das Baby in irgendeiner Form mobil. Die meisten Kinder lernen sich um diesen Zeitraum herum aufzusetzen, aber auch Robben steht ganz oben auf der Liste, der bevorzugten Tätigkeiten. Mit Daumen und Zeigefinger, dem so genannten Scherengriff, fasst das Kind jetzt nach sehr kleinen Gegenständen. Die Kids lernen nun den Zusammenhangt von Ursache und Wirkung und finden es besonders lustig Dinge auf den Boden fallen zu lassen, welche Eltern dann wieder aufheben dürfen. Geht es nach ihnen, dann könnte dieses Spiel ewig dauern.
Das Baby krabbelt den Eltern ständig hinterher
Vom Robben geht es weiter in den Vierfüßlerstand und dann ins Krabbeln. Und dabei können die Kleinen richtig schnell werden. Lustig finden die Babys es auch im Vierfüßlerstand nach vorne und nach hinten zu wippen. Außerdem beginnen sie sich an allem hochzuziehen. Besonders gut dafür geeignet sind Gitterbetten und Laufställe, da die Kinder sich an den Stangen festhalten können. Aber auch Stuhl- oder Tischbeine sind nicht mehr sicher.
Wichtig ist, dass die Kleinen nur bei Dingen unterstützt werden, die sie von sich aus können. Nur dann entsprechen die Bewegungen auch der jeweiligen Entwicklung. Mit Kindern, die nicht von sich aus beginnen einige Schritte zu gehen, soll man auch nicht an der Hand gehen üben. Wer viel mit seinem Kind redet, wird jetzt die Ergebnisse dafür ernten. Denn diese schauen gezielt in Richtung von genannten Gegenständen wie zu einem Ball oder einer Puppe, wenn sie diese schon kennen.
Aufstehen und Hinfallen will gelernt sein
Nun zieht es die Kleinen nach oben. Nachdem 90 % aller 11 Monate alten Kinder schon Krabbeln kann, geht es weiter zum Stehen. Und bei stehenden Kindern dauert es nicht weit bis zum ersten Schritt. Die ersten Fortbewegungsversuche im aufrechten Zustand werden entlang von Gegenständen wie der Couch, einem Bett oder einem Tisch passieren. Und wenn das Baby genug hat, lässt es sich einfach auf den Popo plumpsen. Spielsachen sind jetzt groß im Kurs.
Manchmal bleibt es jedoch nicht bei diesen und die Kinder nähern sich Dingen, die vielleicht weniger für sie geeignet sind wie Topfpflanzen. Somit ist das Wort "Nein" nicht unbekannt. Die Kinder stocken dann kurz in der Bewegung, um dann ihr Treiben weiterzuverfolgen. Um ein „Nein“ nachhaltig einzuprägen hilft es nur das Kind von dort wegzubringen und mit etwas anderem abzulenken. Auch erste Wörter werden schon gesprochen, das können ein "Mama" genau so wie ein "Papa" oder "Wau" für Hund sein.
Mit dem Kind sind schon kleine Unterhaltungen möglich
Im 12. Lebensmonat sind die Kleinen schon richtig fit: Sie ziehen sich an Gegenständen hoch, wandern entlang von diesen und vielleicht werden schon erste freie Schritte geübt. Doch das hat keine Eile, das kann auch noch ein halbes Jahr dauern bis es soweit ist. Die Kinder haben schon einen großen passiven Wortschatz, sie wissen welche Gegenstände benannt werden, wenn von einem Ball die Rede ist und reagieren auch auf eine Aufforderung wie: "Bring den Ball".
Aktiv können die meisten auch schon einige Worte sagen, auch wenn viele davon kindlichen Eigenkreationen entsprechen wie "Wau" für Hund, "Miau" für Katze oder "Brr" für Auto. Bis zu 12 Zähne schmücken zu diesem Zeitpunkt den kindlichen Gaumen. Bis endgültig alle Zähne da sind kann es noch bis zum zweiten Geburtstag dauern. Aber auch sonst warten im 2. Lebensjahr noch viele spannende Entwicklungen auf die Kinder und ihre Eltern: Die Kleinen lernen laufen, klettern, bilden ersten Sätze mit 2 und später 3 Wörtern, essen selbstständig und erobern ihre Umwelt weiterhin im Sturm. Jeder Tag bleibt aufs Neue spannend.
- Das große GU Babybuch, B. Gebauer-Sesterhenn, M. Praun, Gräfe und Unzer-Verlag, 1. Auflage, München, 2010
- Die ersten 3 Jahre meines Kindes, B. Gebauer-Sesterhenn, A. Pulkkinen, K. Edelmann, Gräfe und Unzer-Verlag, 1. Auflage, München, 2011
- Die Hebammen-Sprechstunde, I. Stadelmann, Stadelmann Verlag, 8. korr. Auflage, Wiggensbach, 2005