Sie alle haben mehrere Gemeinsamkeiten: Sie treten in einer Kombination aus Fieber und Hautausschlägen auf, ihre Erreger besiedeln ausschließlich den Menschen und nach einer durchgemachten Infektion ist man lebenslang immun – Ausnahme ist der Scharlach, den man öfters bekommen kann. Das Wichtigste jedoch: Um Folgeschäden zu vermeiden, schützt vor den meisten dieser Infektionserkrankungen eine Impfung.
Scharlach wird von Bakterien (Streptokokken) verursacht, wobei am häufigsten Schulkinder betroffen sind, die einander anstecken. Erste Anzeichen einer Infektion sind hohes Fieber und starke Halsschmerzen. Hinzu kommt ein samtiger Ausschlag, der an Händen und Füßen später abschuppt. Die Erkrankung bricht üblicherweise 2 bis 4 Tage nach der Infektion aus.
Symptome von Scharlach
Neben Fieber und starken Halsschmerzen sind auch die Mandeln stark gerötet und geschwollen, mitunter sogar eitrig. Das Kind klagt über Probleme beim Schlucken. Typisch ist der zunächst weißliche Belag der Zunge, die sich jedoch nach etwa 3 Tagen himbeerrot färbt und kleine Knötchen bildet (Himbeerzunge). Etwa 2 Tage nach der Infektion entsteht in der Leistengegend und in den Achselhöhlen ein punktförmiger Ausschlag mit tiefroten Flecken, der sich auf den ganzen Körper ausbreitet, außer auf das Gesicht. Nach einer Woche klingt er wieder ab bzw. die Haut schuppt ab.
Diagnose und Therapie von Scharlach
Ein Schnelltest ermöglicht eine verlässliche Diagnose, sodass sofort eine Antibiotika-Therapie eingeleitet werden kann. Außerdem können fiebersenkende Medikamente verabreicht werden, wichtig ist auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Gegen Scharlach kann man sich nicht impfen lassen.
Besonderheiten von Scharlach
Bleibt Scharlach unbehandelt oder wird nicht ausreichend therapiert, kann diese Art der Streptokokkeninfektion Komplikationen hervorrufen. Die Folgen sind Herz- und Nierenschäden, aber auch Probleme an den Gelenken. Eine entsprechende Nachkontrolle (Harn) ist daher unerlässlich.
Masern galten in Europa fast schon als ausgerottet, ehe die Erkrankung in den letzten Jahren ein Comeback feierte. Vor allem Epidemien in Polen und Rumänien, aber auch in Südtirol und München führten dazu, dass die Zahl der Erkrankungen in Europa um fast 200 % anstieg. Infektionen, die in Form von Epidemien auftreten, stellen das verharmlosende Attribut "Kinderkrankheit" infrage.
Symptome von Masern
Masern sind weltweit nach wie vor stark verbreitet, vor allem in Entwicklungsländern. Sie zählen zu den 10 häufigsten Infektionskrankheiten. Die Infektion ist eine der ansteckendsten Erkrankungen, sie wird durch das Sekret der Nase oder des Rachens beim Sprechen oder Husten übertragen. Der Überträger verursacht sehr rasch eine Infektion, diese bricht nach 8 bis 10 Tagen aus. Ausgelöst wird die Infektion durch ein Virus und sie verläuft üblicherweise in 2 Kurven: Zunächst treten Fieber, Schnupfen und Husten auf, danach kommt es zu den charakteristischen Rötungen der Haut.
Verlauf von Masern
Masern sind eine systemische, sich selbst begrenzende Virusinfektion mit 2-phasigem Verlauf. Sie beginnen mit Fieber, Bindehautentzündung, Schnupfen, Husten und einem Ausschlag bzw. weißen Flecken an der Mundschleimhaut und am Gaumen. Charakteristisch sind bräunlich-rosafarbene Hautausschläge, die zunächst im Gesicht auftreten. Nach etwa einer Woche klingt das Fieber ab und die Symptome bilden sich zurück. Da das Immunsystem danach geschwächt ist, können weitere Infektionen mit anderen Erregern auftreten und zu Mittelohrentzündung, Bronchitis oder Lungenentzündung führen. Bei sehr wenigen Patienten tritt in der Folge eine Gehirnentzündung auf (postinfektiöse Enzephalitis). Sie kann zu Bewusstseinsstörungen führen und im schlimmsten Fall tödlich enden.
Diagnose von Masern
Die Symptome der Masernerkrankung sind ähnlich wie bei Röteln, Ringelröteln und Scharlach. Eine genaue Unterscheidung ermöglicht die fachärztliche Untersuchung, eine Labordiagnostik ist selten notwendig.
Therapie bei Masern
Da es keine antivirale Therapie gibt, müssen Betroffene eine strenge Bettruhe einhalten. Antibiotika haben gegen Masern keine Wirkung. Die Behandlungsmöglichkeiten umfassen in erster Linie die Bekämpfung der Symptome, insbesondere des Fiebers, mit entsprechenden Medikamenten oder Wadenwickeln. Auch auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sollte man achten. Bettruhe in einem abgedunkelten Raum schont die Augen, die meist heftig schmerzen. Einen sicheren Schutz bietet die Masern-Impfung, die im Zuge des Mutter-Kind-Passes zur Verfügung steht. Da der Mensch der einzige Wirt des Masernvirus ist, könnte die Erkrankung bei entsprechender Durchimpfung ausgerottet werden.
Besonderheiten von Masern
Babys von geimpften Müttern oder Müttern, die eine Maserninfektion hinter sich haben, sind bis zum 6. Lebensmonat geschützt – möglich machen dies die mütterlichen Antikörper. Ab dem 14. Lebensmonat schützt eine Kombinationsimpfung Masern, Mumps & Röteln vor der Infektionskrankheit, eine Auffrischungsimpfung wird nach dem 5. Geburtstag empfohlen. Die Impfung erfolgt mit einem Lebendimpfstoff und hat bei 1 von 100.000 Menschen Nebenwirkungen wie z.B. Hautrötungen.
Mumpsviren-Infektionen können weltweit erfolgen. Die Erreger überdauern am besten in einem gemäßigten Klima, der Mensch ist ihr einziger Wirt. Am stärksten infektionsgefährdet sind Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) lässt sich das Mumpsvirus in unterschiedliche Genotypen einteilen. So werden etwa die Genotypen A, C, D, G und H in der westlichen Hemisphäre festgestellt, die Genotypen B, F, I, J/K und L vor allem in Asien und im pazifischen Raum. In Mitteleuropa ist vor allem der Genotyp G vertreten.
Verlauf von Mumps
Die Übertragung des Virus erfolgt durch eine Tröpfchen- oder Speichelinfektion. Üblicherweise beginnt die Erkrankung mit heftigen Ohrenschmerzen sowie Beschwerden im Bereich der Speicheldrüsen.
Symptome von Mumps
Etwa 2 bis 3 Wochen nach der Infektion treten die ersten grippeähnlichen Symptome (Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen) auf. Charakteristisch an der Erkrankung ist jedoch eine schmerzhafte Schwellung erst hinter einem Ohr, nach 2 bis 3 Tagen auch hinter dem zweiten Ohr. Die Schwellung ist oft sehr schmerzhaft und verursacht Probleme beim Kauen oder beim Bewegen des Kopfes. Nach höchstens zehn Tagen klingt sie wieder ab. Auch das Fieber kann auf bis zu 40 Grad ansteigen, in manchen Fällen bleiben Kinder aber auch völlig fieberfrei. Problematisch ist die Erkrankung, weil es dabei auch zu Entzündungen anderer Drüsen (Bauchspeicheldrüse, Hoden bei Buben) kommen kann. Eine Hodenentzündung kann Ursache für Zeugungsunfähigkeit sein.
Therapie von Mumps
Eine medikamentöse Behandlung ist nicht möglich, Antibiotika haben keine Wirkung. Eine Behandlung der Schmerzen und des Fiebers ist zielführend. So etwa hilft ein Wärmewickel gegen Schmerzen, auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig. Um den Speichelfluss zu fördern, kann Kaugummi-Kauen hilfreich sein.
Diagnose von Mumps
Die Diagnose erfolgt durch Beurteilung der Symptome (Schwellung des Ohrenbereiches).
Röteln sind eine "klassische" Kinderkrankheit, werden jedoch zu Unrecht oft verharmlost. Da die Erkrankung in 50 % der Fälle ohne Symptome verlaufen kann, wird sie häufig übersehen. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung mit potenziell schweren Folgen: Eine Infektion mit dem Rötelvirus in der Schwangerschaft kann zu schweren Missbildungen des Embryos führen.
Verlauf von Röteln
Das Rötelvirus wird durch Tröpfchen- und Schmierinfektion übertragen. Erste Symptome sind hellrote, linsengroße Hautrötungen im Gesicht, die sich in der Folge über den ganzen Körper verbreiten und nach 1 bis 3 Tagen wieder verschwinden. Eine Infektion ist schon 7 Tage vor dem Auftreten eines Ausschlags und die ersten Tage danach möglich. Begleitsymptome sind häufig Kopfschmerzen, Fieber (meist nicht über 38 Grad) und angeschwollene Lymphknoten, auch Husten oder eine Bindehautentzündung können die Infektion begleiten. Neben den gravierenden Risiken in der Schwangerschaft kann die Erkrankung jedoch eine Reihe von anderen Komplikationen mit sich bringen. Bei einer Kombination aus den Symptomen Ausschlag und Fieber ist in jedem Fall immer der Kinderarzt hinzuzuziehen. Je älter der Patient, desto eher treten in der Folge Mittelohrentzündung, Bronchitis oder Gehirnhautentzündung auf.
Diagnose von Röteln
Röteln lassen sich von anderen Krankheitsbildern schwer unterscheiden, da es für Ausschläge auch andere Ursachen gibt. Schwangere sollten auf Nummer sicher gehen und eine "Kinderkrankheit" muss ausgeschlossen werden können, um das Baby nicht zu gefährden. Daher kann bei werdenden Müttern eine Abklärung durch eine Blutuntersuchung nötig sein.
Therapie bei Röteln
Eine Therapie gegen die Infektion ist nicht möglich, die Behandlung beschränkt sich auf Linderung der Begleitsymptome (Kopfschmerz, Fieber). Um eine Ansteckungsgefahr zu vermeiden, sollte man an Röteln erkrankte Kinder isolieren. Vorsicht ist vor allem für Schwangere geboten, sie sollten mit kranken Kindern nicht in Kontakt kommen. Zum Schutz sieht der Mutter-Kind-Pass eine Impfung vor.
Das Dreitagefieber wird durch Tröpfcheninfektion übertragen, bis zum Ausbruch der Erkrankung vergehen im Schnitt 5 bis 15 Tage. Am häufigsten erkranken Kinder zwischen 6 Monaten und 3 Jahren daran. Typisch ist ein 3 Tage lang andauerndes, hohes Fieber, dem ein rötlicher Hautausschlag folgt. Am Dreitagefieber kann man nur einmal im Leben erkranken.
Symptome von Dreitagefieber
Charakteristisch ist hohes Fieber, das auf bis zu 40 Grad ansteigen kann und nach 3 bis 4 Tagen abfällt. Es folgt ein feiner roter Hautausschlag an Bauch und Rücken, der jedoch üblicherweise nach einem Tag wieder vergeht. Die Erkrankung hinterlässt keine Folgeschäden.
Therapie bei Dreitagefieber
Eine Impfung steht nicht zur Verfügung. Die Behandlung erschöpft sich in fiebersenkenden Maßnahmen, wie z. B. Wadenwickel.
Ringelröteln sind eine "klassische" Kinderkrankheit, die durch Virusinfektion übertragen wird. Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung vergehen etwa 14 bis 18 Tage. Charakteristisch ist der schmetterlingsförmige Ausschlag, der zunächst an den Wangen beginnt. Ringelröteln verlaufen üblicherweise ohne Probleme, für Schwangere besteht jedoch ein Risiko, dass das Ungeborene angesteckt wird.
Symptome von Ringelröteln
Nach der Ansteckung vermehrt sich das Virus etwa 6 Tage lang. Mitunter können in dieser Phase Schnupfen oder Husten auftreten, auch Übelkeit und Abgeschlagenheit sind mögliche Symptome. Mit dem Ansteigen des Fiebers kommt es auch zur Bildung des Hautausschlages, beginnend im Gesicht, von wo er sich zunächst über Arme und Beine und schließlich auf den ganzen Körper ausbreitet. Nach etwa 7 Tagen ist der Ausschlag abgeklungen, bis dahin besteht jedoch Ansteckungsgefahr.
Besonderheiten von Ringelröteln
Schwangere, bei denen der Verdacht einer Infektion besteht, sollten einen Ultraschall und eine Blutuntersuchung durchführen lassen, um die Erkrankung des Kindes auszuschließen.
Therapie bei Ringelröteln
Gegen Ringelröteln gibt es keine wirksame medikamentöse Behandlung. Wurde das ungeborene Kind von der Mutter infiziert, kann über die Nabelschnur ein Blutaustausch des Kindes erfolgen.
Das Varizellen-Virus verbreitet sich sehr rasch. Etwa 75 % aller Kinder unter 15 Jahren haben bereits eine Windpocken-Infektion erlitten. Die Übertragung erfolgt über Tröpfchen, die beim Atmen oder Husten Infizierter ausgestoßen werden.
Symptome von Windpocken
Nach der Infektion entstehen zunächst rote Flecken an der Hautoberfläche. Daraus entwickeln sich rasch kleine juckende Bläschen, die sich am ganzen Körper und manchmal auch an der Mundschleimhaut ausbreiten. Weitere Symptome sind Fieber und Kopfschmerzen. Die Erkrankung dauert etwa 10 Tage und bricht meist ca. 14 bis 21 Tage nach der Infektion aus. Bei Kindern verläuft sie meist komplikationslos, allerdings sollten jene mit Hauterkrankungen (z.B. Neurodermitis) gegen Windpocken geimpft werden, da für sie der juckende Hautausschlag eine große Belastung darstellt. Auch wenn eine Windpocken-Infektion abgeklungen ist, überlebt das Virus in bestimmten Hirnarealen des Menschen. Es kann Jahre später, meist bei älteren oder immunschwachen Menschen, neuerlich ausbrechen und eine Gürtelrose verursachen. Schwangere im ersten Schwangerschaftsdrittel haben ein erhöhtes Risiko, dass es beim Ungeborenen aufgrund der Infektion zu Missbildungen kommt.
Diagnose und Therapie bei Windpocken
Die Behandlung zielt in erster Linie auf die Linderung des Juckreizes ab. Geeignet sind spezielle Lotionen. Nur in schweren Fällen werden virushemmende Medikamente (Azyklovir) verordnet. Azyklovir hemmt zwar die Vermehrung von Viren, kann diese jedoch nicht abtöten. Eine Behandlung mit dem fiebersenkenden Wirkstoff Acetylsalicylsäure (Aspirin) ist nicht zu empfehlen, da dies eine bestimmte Form von Gehirnentzündung (Reye-Snydrom) verursachen kann. Bettruhe ist in jedem Fall ratsam, außerdem leichte Baumwoll-Kleidung um den Juckreiz zu verringern. Bäder sollten eher vermieden werden.
Besonderheiten von Windpocken
In der Schwangerschaft ist besondere Vorsicht geboten. Eine Infektion kann zwischen der 8. und 21. Schwangerschaftswoche zu Fehlbildungen des Kindes führen. Erkrankt die Mutter kurz vor oder nach der Geburt an Windpocken, kann auch das Kind daran erkranken und schwere Verläufe entwickeln.