Vor der Einführung der Antibiotika war Scharlach aufgrund schwerwiegender Spätfolgen eine gefürchtete Krankheit. Heute kann die bakterielle Infektion wirksam mit Penicillin behandelt werden. Nach einer Inkubationszeit von 2 bis 4 Tagen setzen die ersten Symptome wie Fieber, Halsschmerzen und Schluckbeschwerden oft plötzlich ein. Hinzu kommen ein charakteristischer Hautausschlag und eine intensiv rot gefärbte Zunge. Wer frühzeitig Antibiotika einnimmt, schützt sich selbst vor möglichen Spätfolgen wie Entzündungen der Gelenke, Nieren und des Herzmuskels und verhindert gleichzeitig, dass sich andere anstecken.
- Scharlach ist eine Infektionskrankheit, die vor allem bei Kindern vorkommt.
- Die Bakterien (Streptokokken) werden durch Speichel übertragen.
- Typischen Symptome sind eine rote geschwollene Zunge (Himbeerzunge), Fieber, Halsschmerzen, Übelkeit und Hautausschläge.
- Scharlach ist hoch ansteckend und sollte mit Antibiotika behandelt werden, um die Ansteckungsgefahr zu senken.
- Gegen die Beschwerden helfen Penicillin, Kräutertees und fiebersenkende Mittel.
Art | Infektionserkrankung |
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Ursache | Bakterien (Streptokokken) werden durch Tröpfchenübertragung übertragen und besiedeln vor allem den Rachenraum |
Symptome | Rote geschwollene Zunge, Fieber, Halsschmerzen, Übelkeit, Hautausschläge, Kopfschmerzen |
Diagnose | Durch Symptome, Antigen-Schnelltest mittels Rachenabstrich |
Behandlung | Penicillin, bei Unverträglichkeiten auch Cephalsporine oder Makrolid |
Scharlach kann in jedem Alter auftreten, meist sind aber Klein- und Volksschulkinder im Alter zwischen 3 und 12 Jahren betroffen. In der Zeit von Oktober bis März häufen sich die Erkrankungen.
Neben den kurzzeitigen Infektionen tragen außerdem rund 10 bis 20 % der Bevölkerung die Scharlach auslösenden Streptokokken dauerhaft in ihrem Rachenraum. Diese latenten Bakterienträger verspüren keine Symptome und müssen daher auch nicht behandelt werden. Sie können die Krankheitserreger aber jederzeit verbreiten.
Auslöser der Krankheit sind sogenannte Streptokokken der Klasse A. Diese Bakterien besiedeln vor allem den Rachenraum und werden per Tröpfchenübertragung, also beim Husten, Niesen und Sprechen, übertragen. Seltener kommt es vor, dass Scharlach über Wundsekrete oder befallene Oberflächen verbreitet wird.
Zu den Symptomen zählen:
- Plötzlich einsetzendes Fieber (39 °C und höher)
- Entzündung des Rachens und der Mandeln verbunden mit starken Halsschmerzen und Schluckbeschwerden,
- Intensiv rot gefärbte, geschwollene Zunge, zum Teil mit weißlichen Belägen
- Ausschlag tritt meist am 2. Tag auf. Er breitet sich erst in Achselhöhlen, Leistenbeugen und an der Oberschenkelinnenseite aus und bedeckt dann den ganzen Körper, bis auf das Gesicht. Die Flecken sind intensiv gerötet, stecknadelkopfgroß, leicht erhaben und fühlen sich beim Tasten samtig an.
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
Oft treten nicht alle Symptome gleichzeitig auf. Sobald aber mehrere Anzeichen auf Scharlach deuten, sollte umgehend eine Hausärzt:in aufgesucht werden.
Bis 24 Stunden nach Einnahme der ersten Antibiotika ist Scharlach hochansteckend. Wer auf Medikamente verzichtet, kann seine Mitmenschen sogar 2 bis 3 Wochen lang mit den Bakterien infizieren. Für den ersten Krankheitstag ist daher Bettruhe angesagt. Den Kontakt zu anderen, vor allem Kindern und Geschwistern, sollten Patient:innen meiden. Ab dem zweiten Tag ist die ansteckende Phase vorbei. Trotzdem ist es ratsam, bis zum Abklingen der Symptome zuhause zu bleiben und sich zu schonen.
Nach 1 bis 6 Wochen beginnen sich die Fußsohlen und die Handinnenflächen großflächig abzuschälen. Das ist zwar unangenehm, aber nicht gesundheitsschädlich. Zu den Komplikationen zählen vor allem Entzündungen der Nasennebenhöhlen, der Nieren und Gelenke sowie des Herzmuskels. Da sie erst einige Wochen nach der Erkrankung entstehen, ist es ratsam, nach gut einem Monat zu einer Kontrolluntersuchung bei der Hausärzt:in vorzusprechen.
Erfahrene Ärzt:innen erkennen Scharlach oft an eindeutigen Symptomen, ein nicht eindeutiger Befund kann einen Antigen-Schnelltest mittels Rachenabstrich gesichert werden. So erhält die Ärzt:innen innerhalb weniger Minuten Hinweise darauf, ob derzeit eine Streptokokkeninfektion vorliegt.
Hatte die Patient:in bereits Scharlach, bedeutet das aber nicht, dass man gegen die Krankheitserreger immun ist. Zwar entwickelt der Körper gegen spezifische Giftstoffe, sogenannte Toxine, die von den Bakterien produziert werden, eine Immunität, diese hält aber nicht lange an. Außerdem gibt es Streptokokken in verschiedenen Untergruppen mit jeweils spezifischen Toxinen, von denen Scharlach lediglich eine Spezies darstellt.
Das heißt: Im Laufe seines Lebens kann sich jeder Mensch nicht nur mehrfach mit den einzelnen Arten der Streptokokken-Bakterien infizieren, sondern sogar mehrfach an Scharlach selbst erkranken. Der Krankheitsverlauf ist bei späteren Infektionen allerdings oft schwächer ausgeprägt.
Wirksamstes Mittel gegen die Infektionskrankheit ist Penicillin, bei Unverträglichkeiten können aber auch Cephalsporine oder Makrolid verabreicht werden.
Mit Hilfe einer frühzeitigen und hochdosierten Antibiotika-Therapie erzielt man 2 Vorteile:
1. | Die Erreger können sich nicht mehr vermehren, die körpereigene Abwehr wird wieder Herr der Lage, die Symptome klingen ab. |
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2. | Man ist nach rund 24 Stunden nicht mehr ansteckend, unbehandelt würde diese Zeitspanne bis zu 3 Wochen andauern. |
Dadurch wird der Schneeballeffekt, sich von einem Menschen zum anderen verbreitender Bakterien, unterbrochen. Um Rückfälle und Spätfolgen zu verhindern, sollten die Medikamente 10 Tage lang regelmäßig eingenommen werden.
Vor Streptokokken kann man sich nicht schützen, eine Impfung existiert nicht. Um die Infektion möglichst erträglich zu gestalten, können die Beschwerden aber einzeln gelindert werden.
- Gegen die mitunter starken Halsschmerzen helfen Salbeitee und Honig.
- Wer starke Schluckbeschwerden verspürt, sollte auf weiche Speisen zurückgreifen.
- Zunge und Haut sehen schlimm aus, schmerzen oder jucken aber nicht. Salbe ist daher nicht notwendig.
- Während der ansteckenden Zeit, 24 Stunden nach der ersten Medikamenten-Einnahme, gilt den Hygienemaßnahmen besondere Aufmerksamkeit: Hände gründlich mit Seife waschen, möglichst nicht in den Raum oder die Handfläche husten, sondern in ein Wegwerf-Taschentuch und das danach sofort in den Müll geben.
- Wenn das Fieber über 39 °C steigt, verschaffen fiebersenkende Schmerzmittel Linderung, außerdem bewirken Wadenwickel eine angenehme Abkühlung.
Wichtig dabei: Fieber ist ein natürlicher Schutzmechanismus des Körpers. Durch die Hitze versucht unser Organismus, die eigene Immunabwehr zu erhöhen, um Erreger besser zu bekämpfen. Daher sollte Fieber nicht zu früh gesenkt werden.
- Interview mit Dr. Elke Hochmiller, Fachärztin für Kinderheilkunde, am 10.04.2014
- Interview mit Prof. Dr. Manfred H. Wolff, Leiter des Insituts für Mikrobiologie und Virologie an der Universität Witten/Herdecke, am 10.04.2014
- Hygiene, Infektionslehre, Mikrobiologie und Pflege bei Infektionskrankheiten, H Kaiser, A.P. Lauch, M. Stanosch, Wilhelm Maudrich Verlag, 6. überarbeite Auflage, Wien, 2008
- Pädiatrie, C.P. Speer, M. Gahr, Springer Medizin Verlag, 2. Vollständig neubearbeitete Auflage, Heidelberg, 2005
- Klinisches Wörterbuch, Psychrembel, Walter de Gruyter GmbH & CoKG, 261. neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Berlin, 2007