Neurologisch bedingte Sehstörungen

Ein Auge
Das Auftreten von Doppelbildern und Gesichtsfeldausfällen rasch abklären muss ehestens abgeklärt werden, um die Ursache zu eruieren.
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Zu neurologisch bedingten Sehstörungen können das Wahrnehmen von Doppelbildern, Gesichtsfeldeinschränkungen sowie Abweichungen im Farb- und Kontrastsehen zählen. 

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Treten akute Symptome, wie Doppelbilder, Sehverlust, ein herabhängendes Lid, Pupillenstörungen oder Gesichtsfeldausfälle auf, ist eine interdisziplinäre Abklärung durch Augenheilkunde, Neurologie, Kardiologie und Radiologie unbedingt notwendig. Denn: Sehstörungen wie etwa Doppelbilder sind häufig neurologisch bedingt. „Sie können zum Beispiel erstes Anzeichen einer Multiple-Sklerose-Erkrankung sein“, so Dr. Vassilios Kessaris, Augenspezialist am Klinikum Wels-Grieskirchen. „Auch Schlaganfälle, Schädel-Hirn-Traumata oder Morbus Parkinson werden als weitere neurologisch bedingte Auslöser in Erwägung gezogen.“

Das Wahrnehmen von Doppelbildern kann darüber hinaus durch die rheumatische Entzündung der Schläfenarterie, der Arteriitis temporalis, bedingt sein. „Entzündet sich die Schläfenarterie, besteht die Gefahr, dass auch das Auge betroffen ist und der Patient Seheinschränkungen bis hin zur Erblindung erleidet“, so Kessaris. Aber auch nach einer Tumorerkrankung des Zentralnervensystems können Sehstörungen auftreten: „Darunter auch Doppelbilder, Gesichtsfeldausfälle und eine Minderung der Sehkraft.“ Diese Sehstörungen können allerdings auch gefäßbedingt sein, durch eine Mangeldurchblutung im Gehirn oder einen Gefäßverschluss in der Netzhaut.

Dr. Vassilios Kessaris Augenspezialist am Klinikum Wels-Grieskirchen Foto: Klinikum Wels-Grieskirchen

Neurologisch bedingte Sehstörungen können zum Beispiel erstes Anzeichen einer Multiple-Sklerose-Erkrankung sein. Auch Schlaganfälle, Schädel-Hirn-Traumata oder Morbus Parkinson werden als weitere neurologisch bedingte Auslöser in Erwägung gezogen.

Dr. Vassilios Kessaris Augenspezialist am Klinikum Wels-Grieskirchen Foto: Klinikum Wels-Grieskirchen

Treten bei Patienten Doppelbilder auf, muss abgeklärt werden, ob diese neurologisch bedingt sind. Eine entsprechende Behandlung kann unmittelbar eingeleitet werden. „In der weiteren Therapie können Doppelbilder durch sogenannte Prismenfolien ausgeglichen werden“, erklärt Kessaris. „Diese Folien lenken den einfallenden Lichtstrahl so um, dass Patienten wieder einfach sehen.“ Die Orthoptistinnen passen die Prismenfolie auf die Brille der Patienten an. „Kommt es beispielsweise durch einen Schlaganfall zu halbseitigen Gesichtsfeldausfällen, wie Hemianopsien oder Quadrantenanopsien (ein- oder beidseitiger neurologisch bedingter Ausfall des Gesichtsfeldes um etwa die Hälfte bzw. ein Viertel), sind Betroffene stark in der Bewältigung des Alltags eingeschränkt – etwa beim Lesen oder in der räumlichen Orientierung. In der Sehschule trainieren unsere Orthoptistinnen mit den Patienten, wie man diese Ausfälle im Alltag kompensieren kann“, sagt Kerstin Etlinger, Leiterin der Welser Sehschule.

Bei sogenannten Hemianopsien, einem neurologisch bedingten Gesichtsfeldausfall, fällt eine Hälfte des Gesichtsfeldes beider Augen aus. Dadurch kommt es zu Problemen bei der Orientierung, Übersehen von Personen oder Objekten im betroffenen Halbfeld sowie Leseschwierigkeiten. Besonders bei Hemianopsien nach links, haben Betroffene häufig Probleme beim Lesen, den Zeilen- bzw. Wortanfang zu finden.

Ist die Hemianopsie verbunden mit einem speziellen Krankheitsbild, dem sogenannten Neglect, nehmen die Patienten selbst den Gesichtsfeldausfall nicht wahr, auch die betroffene Körperhälfte wird bei diesem Krankheitsbild vernachlässigt. Ein Beispiel dafür wäre, dass Patienten nur die rechte Hälfte der Mahlzeit auf dem Teller essen. Ihnen ist nicht bewusst, dass sich links auch noch Essen befindet.

Kerstin Ettlinger Leiterin der Sehschule am Klinikum Wels-Grieskirchen Foto: Klinikum Wels-Grieskirchen

Bei sogenannten Hemianopsien, einem neurologisch bedingten Gesichtsfeldausfall, fällt eine Hälfte des Gesichtsfeldes beider Augen aus. Dadurch kommt es zu Problemen bei der Orientierung, Übersehen von Personen oder Objekten im betroffenen Halbfeld sowie Leseschwierigkeiten.

Kerstin Ettlinger Leiterin der Sehschule am Klinikum Wels-Grieskirchen Foto: Klinikum Wels-Grieskirchen

Die meisten Hemianopsien oder Quadrantenanopsien werden durch einen Schlaganfall oder eine Gehirnblutung im Sehzentrum des Gehirns verursacht.

Zuerst untersucht ein Orthoptist, ob noch weitere neurologische Probleme wie zum Beispiel Doppelbilder vorhanden sind und eine Gesichtsfelduntersuchung wird durchgeführt. Fällt dabei eine Hemianopsie oder eine Quadrantenanopsie auf, durch die der Patient im Alltag gestört ist, wird mit einem kompensatorischen Explorationstraining begonnen. Dabei werden Blicksprünge und -bewegungen ins betroffene Halbfeld trainiert. Diese werden mittels PC-Programmen, im freien Raum oder mit Papier-Bleistift-Übungen durchgeführt.


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Erstellt am:

24. Mai 2019

Stand der medizinischen Information:

24. Mai 2019

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