Die Symptome der Kontaktallergien zeigen sich aber immer über die Haut: Rötungen, Jucken, Pusteln und Ausschlag. Der Epikutantest ermittelt, welches Allergen eine Kontaktallergie auslöst. Die wirkungsvollste Therapie liegt in der Vermeidung des Allergens. Zur Behandlung der betroffenen Hautstellen kann der Arzt Salben verschreiben.
Etwa 7 % der Österreicher sind von Kontaktallergien betroffen (bezogen auf die Lebenszeit). Der Unterschied zwischen den 7 % Betroffenen und der wesentlich höheren Zahl Sensibilisierter entsteht dadurch, dass nicht jeder, der im Hauttest positiv (also allergisch) reagiert, auch tatsächlich im täglichen Leben Symptome hat.
Die häufigsten Kontaktallergien (12 Monats-Prävalenz) sind jene gegen
- Nickel (ca. 15 % aller Österreicher)
- Duftstoffe (ca. 10 %)
- Latex / Gummiprodukte (ca. 2 %, v.a. Berufskrankheit)
Noch seltener und wiederum auf bestimmte Berufe beschränkt sind Allergien gegen Chromate (früher im Zement) und Epoxidharze (z.B. bestimmte Dämmstoffe) und andere Kontaktallergien.
Die Zahl der Nickelallergiker (in Europa) geht übrigens - entgegen dem Trend bei den meisten Allergien – in den letzten Jahren zurück. Grund dafür ist eine EU-Verordnung: so dürfen Gebrauchsgegenstände, die für einen direkten oder länger anhaltenden Hautkontakt bestimmt sind, eine wöchentliche Abgabe von 0,5 μg Nickel pro cm2 nicht überschreiten. Piercingschmuck unterliegt einer zulässigen Nickelfreisetzungsrate von 0,2 μg pro cm2 und Woche .
Kontaktallergien entwickeln sich langsam. Oft kann jemand jahrelang Modeschmuck aus Nickel oder – z.B. als Reinigungskraft – Gummihandschuhe tragen, bevor er überhaupt etwas von der Allergie bemerkt. Und sie verlaufen weniger heftig als andere Allergien. Bei einer reinen Kontaktallergie beschränken sich die Symptome in den allermeisten Fällen auf die Haut und zwar auf jene Stelle, an der das Allergen die Haut berührt.
Die Symptome sind anfangs
- Juckreiz
- Rötung
- Ausschlag mit Bläschen und/oder Schorf
Die Symptome sind später
- Verhornung
- Schrunden
In sehr seltenen Fällen kann der ganze Körper reagieren, aber nie tritt aufgrund einer Kontaktallergie eine Anaphylaxie wie etwa bei Insektengiftallergikern auf.
Die Reaktion auf das Allergen erfolgt bei Kontaktallergie nicht sofort, innerhalb von Sekunden oder Minuten (wie bei den sogenannten Typ-I-Allergien), sondern erst nach Stunden oder sogar erst am nächsten Tag (Typ-IV- Allergie, Allergie vom verzögertem oder Spät-Typ).
Latexallergien fallen etwas aus der Reihe, weil sie nicht nur Kontaktallergien sein können, sondern auch solche vom Typ I, zu dem etwa Asthma, Heuschnupfen oder Nesselsucht (Urtikaria) gehört. Allerdings sind diese Fälle fast nur (zu 80 %) bei medizinischen Berufen zu finden, in denen oft gepuderte (!) Handschuhe gewechselt werden (z.B. Chirurgen oder Zahnärzte und deren Helfer).
Meist bemerken die Betroffenen selbst, dass sie z.B. immer bei einem bestimmten Schmuckstück einen Ausschlag dort bekommen, wo das Schmuckstück die Haut berührt, oder dass sie während der Arbeit einen Ausschlag haben, der bei längerem Urlaub oder Krankenstand vergeht. Der richtige ärztliche Ansprechpartner ist ein auf Allergien spezialisierter Hautarzt oder ein Allergiezentrum.
Er führt nach der Anamnese einen sogenannten Epikutantest (auch Patch-Test) durch, bei dem verdächtige Stoffe mit einem Pflaster auf die Haut des Rückens aufgetragen werden und nach 48 und 72 Stunden, manchmal auch nach 24 Stunden begutachtet der Arzt, welche Reaktionen die jeweiligen Stoffe ausgelöst haben.
Aber nicht jeder Ausschlag ist eine Kontaktallergie. Manchmal sind die verschiedenen Hautkrankheiten nur schwer zu unterscheiden.
Bei Kontaktdermatitis gibt es keine ursächliche Therapie außer dem Vermeiden der Allergene. Die Spezifische Immuntherapie (SIT) wirkt hier nicht.
Beruhigende und entzündungshemmende Hautcremes helfen gegen die Ekzeme. Achtung! Wer an Allergie gegen verschiedene Stoffe leidet, sollte die Salbe sorgfältig auswählen bzw. vom Spezialisten verschreiben lassen, sonst kann es passieren, dass auf einen der Inhaltsstoffe der Creme erst recht allergische Reaktionen auftreten.
In sehr seltenen, sehr schweren Fällen können auch Kortisontabletten verschrieben werden.
Die beste Therapie bei allen Allergien ist, das Allergen zu meiden. Beobachten Sie auch selbst, wann der Ausschlag auftritt und probieren Sie aus, auf dieses oder jenes für eine Weile zu verzichten.
Bei Nickelallergie heißt es, auf Modeschmuck weitgehend zu verzichten. Echter Gold- und Silberschmuck, Perlenketten, aber auch Ketten aus (Halbedel-)Steinen, viele Edelstahle (nicht alle!) und natürlich Plastik sind nickelfrei. Achten Sie auf die Fassungen und Verschlüsse. Nieten, Gürtelschnallen, Metallknöpfe (z.B. an Jeans) und Uhren sind ebenfalls vermeid- bzw. auswechselbar. Brillengestelle ohne Nickel sind leicht zu finden. Wer sich nicht gleich eine neue Brille kaufen will, kann die Gläser in eine neue Fassung setzen lassen.
Ein Problem haben Menschen, die beruflich mit Nickel zu tun haben. Etwa Goldschmiede und andere Metallarbeiter oder Friseure und zahnärztliche Berufe (die gleichzeitig auch gegenüber Duftstoffallergien gefährdet sind). Früher zählten auch Kassierer dazu, aber da immer mehr Menschen bargeldlos zahlen, kommt diese Berufsgruppe immer weniger mit Münzen in Berührung. Gummihandschuhe sind oft nur eine vorübergehende Lösung, da in ihnen die Haut nicht "atmen" kann und die Feuchtigkeit durch den Schweiß im Handschuh beim langen Tragen der Haut zusätzlich schadet – abgesehen von der Gefahr, auch noch eine Latexallergie zu erwerben.
Nickel kommt zwar auch in Lebensmitteln vor, aber ob eine nickelfreie Diät sinnvoll oder unnötig ist, ist bei den Experten umstritten. Auch hier hilft die eigene Beobachtung: Informieren Sie sich über nickelarme und nickelreiche Lebensmittel und achten Sie darauf, wie Sie auf diese reagieren. Jucken, Bläschen oder Kribbeln im Mund weisen auf ein orales Allergiesyndrom hin, also eine allergische Reaktion auf das betreffende Lebensmittel.
Für Latexallergiker gibt es latexfreie Handschuhe, z.B. aus Vinyl oder Polyethylen. Achtung bei den Zimmerpflanzen: Einige von ihnen (z.B. die Birkenfeige Ficus benjaminus oder der Weihnachtsstern Euphorbia pulcherrima) können im Zuge einer Kreuzreaktion ebenfalls Symptome auslösen. Vorsichtshalber sollten sie durch andere, für den Allergiker ungefährliche Pflanzen ersetzt werden. Beim "Latex-Frucht-Syndrom" sind Latexallergiker auch empfindlich auf bestimmte Nahrungsmittel wie Kiwi, Banane, Maroni oder rohe Kartoffel. Hier beobachten Sie am besten an sich selbst, wie Sie auf das Essen reagieren (siehe oben).
- Praktische Allergologie, Heppt W., Bachert C., Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, Stuttgart, 2011
- Schnuch A., Uter W., Lessmann H. et al., Klinische Epidemiologie und Prävention der Kontaktallergien, Bundesgesundheitsbl. 2012; 55:329– 337. DOI: 10.1007/s00103-011-1428-5
- Interview Dr. Beatrix Tichatschek am 14.08.2013
- Apotheken Umschau: Nickelallergie (08.01.2020)