Wenn wir ein Angst-Erlebnis hatten, merken wir uns das auch auf der Körperebene. In Momenten, in denen wir uns an ein traumatisches Ereignis erinnern, produzieren wir verstärkt Stresshormone wie Kortisol. Der Körper reagiert stark auf den psychischen Angst-Reiz: Wir beginnen zu zittern, das Herz rast, es kommt zu Schweißausbrüchen. Bei Menschen mit einer Angststörung oder Phobie kommt es zu dieser heftigen Reaktion schon bei den kleinsten Auslösern. Forscher des Bonner Universitätsklinikums beweisen jetzt, dass ein oxytocin-haltiger Nasenspray in der Vergangenheit entstandene Ängste abschwächen kann.
Die Bonner Forscher um Monika Eckstein führten die Oxytocin-Studie an 62 männlichen Versuchsteilnehmern durch. Ihnen wurde ein Bild gezeigt, dass sie individuell mit Ängsten in Verbindung brachten (z.B. ein Spinnenbild bei Arachnophobie.) Der Hälfte der Probanden wurde ein Nasenspray mit Oxytocin gegeben. Über die Nasenschleimhaut kann der Botenstoff aufgenommen und so ins Gehirn gelangen. Die andere Hälfte erhielt einen Placebo-Spray.
Dabei kamen die Forscher zu folgendem Ergebnis.
- Oxytocin-Probanden: Mit dem Kuschelhormon klang die Erwartung eines erneuten Angstereignisses verstärkt ab.
- Placebo-Probanden: Ohne Botenstoff Oxytocin rechneten die Versuchsteilnehmer weiter mit einem Angstereignis.
Gemessen wurde die Reaktion der Probanden auf den Angst-Trigger über ihren Angstschweiß und einen Gehirnscan.
Bereits heute kommt künstlich hergestelltes Oxytocin therapeutisch zum Einsatz. Es wird in der Schwangerschaft verwendet, um den Geburtsvorgang auszulösen und zu erleichtern. Auch in der Stillzeit wird Oxytocin verschrieben, da es dazu beiträgt, Muttermilch in die Milchkanäle zu pressen. Oxytocin wirkt leicht schmerzlindernd und entspannend, da es zu der Ausschüttung von glücklich machenden Endorphinen führt.
Bei Angststörungen wurde Oxytocin jedoch bislang nicht therapeutisch eingesetzt. Dem Botenstoff wird nachgesagt, die Stimmung zu heben und Monogamie in Beziehungen zu fördern. Im negativen Sinn könnte er aber auch zu Unachtsamkeit führen, weshalb eine dauerhafte Einnahme bislang nicht diskutiert wurde. Gezielt im Rahmen einer spezifischen Angsttherapie könnte Oxytocin aber in der Zukunft positiv genutzt werden.