Kurze elektrische Impulse führen dazu, dass generalisierte Krämpfe im Gehirn ausgelöst werden, deren Intensität durch Hirnstrommessung aufgezeichnet wird. Die gesamte Behandlung erfolgt dabei schmerzfrei. Durch diese Methode kommt es u.a. zu einer Ausschüttung bestimmter Hormone, die vor allem Beschwerden bei schweren Depressionen oder bipolare Erkrankungen lindern können. Diese Therapieform wird oft gemeinsam mit Medikamenten eingesetzt.
Diese Therapie, auch Elektrokonvulsionstherapie genannt, wird eingesetzt bei
- schweren, therapieresistenten Depressionen, die auf eine medikamentöse Therapie nur schlecht ansprechen
- einer bestimmten seltenen Form der Schizophrenie (perniziöse Katatonie)
- schizoaffektiven und schizophrenen Psychosen
- schweren, therapieresistenten Angst- und Zwangsstörungen, die auf eine medikamentöse Therapie nur schlecht ansprechen
- vereinzelt bei Morbus Parkinson
Zur Indikationsstellung und Durchführung der Elektrokampftherapie bedarf es eines qualifizierten Behandlungsteams im Spital, das sich in erster Linie aus einem Psychiater, einem Anästhesisten und jeweils einem Pflegemitarbeiter beider Fachbereiche zusammensetzt. Mittels EKG werden die Herzströme sowie die Herzfrequenz fortlaufend überprüft, ebenso werden auch der Blutdruck und die Sauerstoffsättigung während der Elektrokrampftherapie kontinuierlich überwacht.
Bei dem Betroffenen werden zunächst Klebeelektroden zur Krampfauslösung an beiden Schläfen sowie auch Elektroden zur Aufzeichnung der Hirnströme im Stirnbereich angebracht. Danach wird der Patient nach den Vorbereitungen zur Narkose in einen kurzen Tiefschlaf versetzt. Mittels verschiedener Stromwellen werden leichte Stromimpulse in das Gehirn geleitet, die zur Entwicklung generalisierter Anfälle im Gehirn führen. Während der gesamten Behandlungsdauer ist sich der Behandelte nicht bei Bewusstsein und verspürt keine Schmerzen. Nach erfolgter Behandlung wird er an einer intensivmedizinischen Aufwachstation über einen Zeitraum von zirka 2 Stunden beobachtet.
Der Wirkmechanismus ist bis heute nicht restlos geklärt. Eine Vermutung ist, dass der Krampfanfall die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe (Neurotransmitter) und Hormone beeinflusst und es dadurch zu einer Besserung der psychischen Symptome kommt.
Zu den Nebenwirkungen zählen das Auftreten von vorübergehenden Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, sowie auch Muskelschmerzen. All diese Nebenwirkungen sind medikamentös gut behandelbar. Ebenso können vorübergehend Kurzzeitgedächtnisstörungen auftreten.
Die Elektrokrampftherapie darf bei folgenden Krankheitsbildern nur nach strenger Indikationsstellung angewendet werden:
- erhöhter Hirndruck (z.B. Hirntumor)
- bei einem Gehirnaneurysma (Aussackung an den Gefäßen des Gehirns)
- bei einem kürzlich überstandenen Herzinfarkt (es sollte ungefähr 3 Monate gewartet werden)
- bei einem kürzlich stattgehabten Schlaganfall oder einer Hirnblutung
- bei bestehender Blutverdünnung, z.B. im Zuge einer Beckenvenenthrombose
Bei ausgeprägtem Bluthochdruck ist Vorsicht geboten, die Therapie sollte nur nach Rücksprache mit dem Facharzt für Innere Medizin erfolgen.
Für den Einsatz der Elektrokrampftherapie sind mehrere Faktoren ausschlaggebend, wie z.B. Diagnose, Schwere der Symptome, Behandlungsvorgeschichte sowie eine sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiken. Ebenso ist der Wunsch des Patienten in der Entscheidung zur Durchführung der Elektrokrampftherapie zu berücksichtigen. Die Behandlung wird normalerweise 2 bis 3 Mal in der Woche durchgeführt. Dazwischen sollte immer ein behandlungsfreier Tag eingehalten werden.
Insgesamt werden 6 bis 12 Anwendungendurchgeführt. Wenn eine zufriedenstellende Besserung erreicht wurde, sollte die Therapie beendet werden. Meist zeigt sich im klinischen Alltag nach 6 bis 8 Sitzungen ein klinischer Erfolg.
Sie sollten sich genau an die von Ihrem behandelnden Arzt vorgeschriebenen begleitenden Therapieformen halten, wie z.B. die Einnahme der Psychotherapeutika, anderer Medikamente, Psychotherapie. Gerade die Elektrokrampftherapie und die Psychotherapie ergänzen einander erfahrungsgemäß sehr gut. Sollte es dennoch zu einer Verschlechterung des psychischen Zustandsbildes kommen, sollte die Möglichkeit zur Durchführung einer Erhaltungs-EKT mit Ihrem behandelnden Facharzt für Psychiatrie erfolgen.
Die Elektrokrampftherapie wird an den psychiatrischen Abteilungen der Universitätskliniken in Wien, Innsbruck, Graz sowie in einigen Landeskrankenhäusern mit entsprechenden Abteilungen angeboten und durchgeführt.
Seien Sie offen und sprechen Sie Ihren Psychiater auf alle Ihre Ängste in Zusammenhang mit der Behandlung an. Er wird Sie über diese besondere Behandlungsform umfassend aufklären.
Die nach dem heutigen, durch die Weltgesundheitsorganisation festgelegten, Standard durchgeführte Elektrokrampftherapie ist sehr risikoarm. Wie aber oben bereits angeführt kann das Vorhandensein gewisser Krankheitsbilder zu einer eingeschränkten Anwendbarkeit dieser gut etablierten Therapie führen.
Die Kosten für die Elektrokrampftherapie werden von den Krankenkassen übernommen.