Ernährung bei Laktoseintoleranz

Frau lehnt Glas Milch ab
Rund 1,2 Millionen Österreicher sind von einer Laktoseintoleranz betroffen.
© Andrey_Popov / Fotolia.com
Direkt zum Inhaltsverzeichnis

Bei Laktoseintoleranz hilft nur die Reduktion von Milchzucker in der Ernährung. Wie viel Laktose Empfindliche vertragen, ist individuell unterschiedlich, einzelne Betroffene vertragen gar keinen Milchzucker.

Woran erkenne ich die unabhängig geprüften Inhalte? Wer unsere Artikel prüft und alle weiteren Infos zu unseren Qualitätskriterien finden Sie hier.

Inhaltsverzeichnis

Laktose ist unter anderem in Milchprodukten, aber auch in Medikamenten und Fertigprodukten enthalten, ratsam ist die Kontrolle der Zutatenliste. Für viele Produkte gibt es bereits laktosefreie Alternativen, in denen der Milchzucker bereits aufgespalten wurde. Ist das nicht der Fall, kann das fehlende Enzym Laktase in Tablettenform vor dem Essen eingenommen werden.

  • Typische Symptome einer Laktoseintoleranz sind Blähungen und Durchfall, die jeweils wenige Stunden nach dem Verzehr von Milchprodukten auftreten.
  • Nach der Diagnose sollte man eine Diät einhalten, in der man Laktose zwei bis vier Wochen lang gänzlich meidet.
  • Ein vollständiger Verzicht auf Milchprodukte ist nicht notwendig, da es von vielen Produkten mittlerweile laktosefreie Alternativen gibt.
  • Betroffene können auch Laktase-Tabletten nutzen, die helfen, den Milchzucker aufzuspalten und so die Verträglichkeit verbessern.
Art Nahrungsmittelunverträglichkeit
Beschreibung Unverträglichkeit von Milchzucker
Ursachen angeborener oder erworbener Laktasemangel
Symptome Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, Übelkeit
Diagnose Symptommessung, Wasserstoff-Atemtest, Schleimhautuntersuchung, Gentest
Therapie Vermeidung von Milchprodukten, Laktase-Tabletten

10 bis 15 % der Österreicher sind von einer Laktoseintoleranz betroffen, die sich durch Beschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder sogar Übelkeit und Erbrechen äußern kann. Der Schweregrad der Unverträglichkeit ist dabei sehr unterschiedlich: Der größte Teil der Betroffenen zeigt sich beschwerdefrei, wenn er den Laktosekonsum auf 8 bis 10 g reduziert – zum Vergleich: Ein gesunder Erwachsener konsumiert täglich zwischen 20 und 30 g Milchzucker. Ein kleiner Teil der Laktose empfindlichen Personen zeigt schon bei mehr als 1 bis 2 g Laktose pro Tag Symptome.

Wie viel Laktose enthält Milch?

Laktose bzw. Milchzucker muss in der Zutatenliste angeführt werden. Leider wird der Anteil der Laktose nicht näher präzisiert. Um einen Eindruck zu gewinnen, wie viel Laktose in Milchprodukten enthalten ist, hier ein kurzer Überblick. Die Angaben beziehen sich jeweils auf 100 g. (Tabelle laut ÖGE)

Kuhmilch 4,8 g
Joghurt 3,7 bis 5,6 g
Buttermilch 3,5 bis 4,0 g
Schlagobers 2,8 bis 3,6 g
Butter 0,6 g
Molke 2 bis 5,2 g
Eiscreme 5,1 bis 6,9 g
Hüttenkäse 2,6 g
Pudding 3,3 bis 6,3 g

Laktosefreie Diät

Nach der Diagnose sollte deswegen über 2 bis 4 Wochen Laktose gänzlich gemieden werden. Folgende Tabelle gibt darüber Auskunft

  • welche Lebensmittel bedenkenlos konsumiert werden können,
  • welche einen besonders hohen Gehalt an Milchzucker aufweisen und
  • in welchen Nahrungsmitteln sich Laktose versteckt, ohne dass man sie dort vermutet.

Vor allem Fertigprodukte können Milchzucker enthalten. Deswegen sollte bei solchen die Zutatenliste immer gründlich überprüft werden.

LEBENSMITTEL OHNE LAKTOSE

LEBENSMITTEL MIT 4,5 G LAKTOSE PRO 100 G

MIT VERSTECKTEM MILCHZUCKER

Fleisch, Wurst (zumindest in Österreich nicht), Fisch Milch (egal ob von Kuh, Stute, Schaf oder Ziege) Cremespinat oder Rahmgemüse aus dem Tiefkühlregal
Ei Molke Aufstriche und Wurst in Konserven
Beilagen wie Kartoffeln, Reis, Polenta Kondensmilch Süßes Gebäck wie Milchweckerl, Toastbrot, Kekse, Kuchen
Getreide (Roggen, Gerste, Hafer, Weizen, Hirse, Dinkel) Trinkkakao Schokolade, Nougatcreme
Zwieback Mit Milch zubereitete Mehl- und Süßspeisen wie Pudding einige Margarinesorten
Nudeln, Spätzle Fertigpudding
Brot, Gebäck (ist üblicherweise, aber nicht immer laktosefrei! Im Zweifelfalls nachfragen oder nachschauen. Vor allem glutenfreien Backwaren wird manchmal Milchpulver zugesetzt) Konserven und Packungen mit fertigem Kartoffelpüree, Knödeln oder Rahmsuppen
Gemüse Speiseeis mit Milch
Salate mit Essig-Ölmarinaden Instantsaucen
Säfte aus Obst und Gemüse Süßstoff
Marmeladen, Honig, Zucker, Sirup
Sojaprodukte (Sojamilch, -joghurt und -desserts werden meist gut vertragen)
Pflanzliches Milchpulver
Pflanzenöle
Margarine (ist üblicherweise, aber nicht immer laktosefrei. Im Zweifelfalls die Liste der Inhaltsstoffe prüfen)
Kaffee, Tee, Mineralwasser

Nährstoffmangel vorbeugen

Wenn weniger Milch und Milchprodukte konsumiert werden, kann es zu einem Mangel an Kalzium, Vitamin D und B-Vitaminen kommen. Sojaprodukte – besonders wenn sie zusätzlich mit Kalzium angereichert sind, sind eine gute Alternative.

Aber auch der regelmäßige Konsum von zusätzlichen Kalziumquellen z.B. Gemüse wie Brokkoli, Fenchel, Spinat, Kohl, Löwenzahn oder Sellerie, Beeren wie Himbeeren oder Brombeeren, Kiwi und Feigen sowie Mineralwasser ist wichtig.

DIESES LEBENSMITTEL ENTHÄLT MG KALZIUM

100 g Bergkäse 1100 mg
100 g Gouda 800 mg
100 g Joghurt 120 mg
100 g Kohl 212 mg
100 g Löwenzahn 158 mg
100 g Spinat 126 mg

Mittlerweile gibt es viele eigens für Personen mit Laktoseintoleranz hergestellte Produkte, die mit "laktosefrei" oder "enthält keine Laktose" gekennzeichnet sind. In diesen wurde der enthaltene Milchzucker bereits in seine Bestandteile Glucose und Galaktose gespalten. Der Laktosegehalt beträgt damit unter 0,1 % und ist von Betroffenen problemlos konsumierbar. Es werden bereits laktosefreie Produkte wie Milch, Topfen, Schlagobers, Butter, Käse, Joghurt und Pudding in den Regalen der Supermärkte angeboten.

Aber auch normale Butter, Butterschmalz, Reis-, Kokos-, Hafermilch sowie Hart- und Schnittkäsesorten und viele Weichkäsesorten werden oft gut vertragen. Bei der Herstellung dieser Käsesorten geht der Milchzucker während des Reifens verloren.

Unbedenklicher Genuss nach der Diät

Im Anschluss an die laktosefreie Diät lässt sich der Konsum von laktosehaltigen Lebensmitteln langsam wieder steigern. Somit ist ersichtlich, welche Milchzuckermenge der Körper verarbeiten kann.

So werden Lebensmittel mit 1 bis 4,5 g Laktose pro 100 g üblicherweise nicht in großen Mengen verzehrt, daher gestaltet sich der Genuss meistens als unbedenklich. Dazu zählen etwa

  • Topfen
  • Frischkäse wie Hüttenkäse
  • Sauerrahm, Creme fraiche
  • Joghurt, Butter-, Sauer- und Acidophilusmilch, Kefir
  • Schlagobers, Sauerrahm

Viele Personen mit Laktoseintoleranz sind auch von anderen Unverträglichkeiten betroffen wie z.B. von Fruchtzuckerintoleranz oder vertragen den Zuckeraustauschstoffes Sorbit nicht. Sollte es trotz Verringerung des Laktosekonsums zu keiner Besserung der Beschwerden kommen, ist ein weiterer Besuch beim Arzt notwendig, um diese auszuschließen.

Das Enzym Laktase hilft

Steht ein Essen auswärts am Programm, bei dem der Laktosekonsum über den erlaubten Bereich hinausgeht oder planen Betroffene einmalig eine größere Menge an Milchzucker (Laktose) zu speisen, gibt es die Möglichkeit vor oder zu Beginn des Essens, das fehlende Enzym Laktase in Form von Tabletten oder Tropfen einzunehmen. Diese sind in der Apotheke rezeptfrei als auch in manchen Drogerien erhältlich.

  • Kleine Mengen an Laktose: Diese sollte man am besten über den Tag verteilen, der Milchzucker wird dann besser vertragen, dies gilt auch in Kombination mit anderen Lebensmitteln.
  • Nachreifen senkt den Milchzuckergehalt: Durch Nachreifen lassen von Joghurt und Kefir bis kurz vor Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums, kann der Gehalt an Milchzucker durch die enthaltenen Milchsäurebakterien weiter reduziert werden.
  • Flüssige Laktasepräparate zusetzen: Diese können Joghurt und Kefir zum selben Zweck zugesetzt werden. Über 12 Stunden im Kühlschrank aufbewahrt, lässt sich der Laktosegehalt gut reduzieren.
  • Zutaten checken: Die Inhaltsstoffe immer bzgl. Laktose bzw. Milchzucker überprüfen.
  • Laktose in Medikamenten: Laktose kann auch in Medikamenten und z.B. homöopathischen Mitteln enthalten sein, wenn auch in sehr geringen Spuren.

Autor:in:
Zuletzt aktualisiert:

12. Februar 2019

Erstellt am:

7. März 2014

Stand der medizinischen Information:

12. Februar 2019

Mehr zum Thema

Derzeit aktuell

Neueste Beiträge