Zufriedenstellende Zahngesundheit wünschen wir nicht nur uns selbst, sondern vor allem auch unseren Kindern. Manche von ihnen haben mit schnell zerbröselnden Zähnen zu kämpfen. Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes leitet an der Universitätszahnklinik Wien den Fachbereich Kinderzahnheilkunde. Sie gibt im Interview Antworten auf die drängendsten Fragen zu dieser Thematik.
Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes: Die Abkürzung MIH steht für den Terminus "Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation". Diese beschreibt eine entwicklungsbedingte Fehlbildung des Schmelzes (Hypomineralisation). Betroffen davon sind in der Regel die Backenzähne (Molaren) und die Schneidezähne (Inzisiven). Betroffene Zähne zeigen dabei gelblich-weiße bis braune Verfärbungen, die nur einzelne Bereiche des Zahnes oder den ganzen Zahn betreffen können. Je größer und dunkler die verfärbten Stellen sind, desto weicher ist der Schmelz und desto eher neigen die Zähne dazu, sehr schnell zu zerbröseln.
Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes: Die Ursachen der MIH sind bisher kaum geklärt. Diskutiert werden verschiedene Faktoren, wie Erkrankungen während der Schwangerschaft, geburtliche Komplikationen oder Erkrankungen bzw. Medikamenteneinnahmen in den ersten Lebensjahren. Auch eine genetische Komponente sowie Umwelteinflüsse scheinen möglich zu sein.
Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes: Die MIH tritt weltweit auf. Die durchschnittliche Prävalenz wird mit 13,1 % angegeben. Je nach Region sind jedoch verschieden hohe Zahlen von 3 bis 44 % zu finden. Aktuell wurde in der 5. Deutschen Mundgesundheitsstudie eine Prävalenz von 28,7 % bei 12-jährigen Kindern registriert.
Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes: Aufgrund der verschiedenen Ausprägungsgrade der Mineralisationsstörung sind auch die Folgen sehr unterschiedlich. Bei milden Formen sind in der Regel die klassischen Prophylaxemaßnahmen ausreichend. Bei schweren Formen mit Schmelzfrakturen oder starken Überempfindlichkeiten sollten betroffene Kinder möglichst schnell in ein Therapiekonzept eingebunden werden und engmaschig betreut werden.
Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes: Je nach vorliegendem Befund erstreckt sich die zu wählende individuelle und vorausschauende Therapieform von der Intensivprophylaxe bis hin zu restaurativen Maßnahmen (Füllungen) oder eventuell sogar der Extraktion. Dies ist individuell zu entscheiden.
Über bröckelnde Kinderzähne und deren Ursachen hat Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes, gemeinsam mit Dr. Farnusch Glanz, auch im Rahmen des Tages der offenen Tür der Universitätszahnklinik Wien referiert.
- Interview mit Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes