Sie ähneln dem in den Eierstöcken gebildeten Östrogen stark und können daher den in der Menopause auftretenden Hormonmangel ausgleichen. Anders als die echten Östrogene bewirken Isoflavone an manchen Stellen im Körper (z.B. im Brustgewebe) einen Anti-Östrogen-Effekt und schützen so vor Brustkrebs, der durch ein Zuviel an weiblichen Hormonen ausgelöst wird. Unter anderem können auch Hitzewallungen und Schlafstörungen gemildert werden. Isoflavone können einerseits über die Ernährung zugeführt werden, da sie in vielen Sojaprodukten enthalten sind, andererseits können sie in Absprache mit dem Arzt auch in konzentrierter (Tabletten-) Form verabreicht werden.
Isoflavone gehören zu den sogenannten Phyto-Östrogenen. Das sind pflanzliche Wirkstoffe, die den Geschlechtshormonen, genauer gesagt dem Östrogen, sehr ähnlich sind. Sie können helfen den Hormonhaushalt, der sich in den Wechseljahren umstellt, zu stabilisieren.
Isoflavone kommen in den oberirdischen Pflanzenbestandteilen – Blüten, Blättern, Früchten – einiger Pflanzen vor, die der UV-Strahlung der Sonne ausgesetzt wird. So haben sie ihre Fähigkeit entwickelt, die Pflanzen selbst und nach Verzehr auch den menschlichen Körper vor freien Radikalen zu schützen. Wie gut Menschen diese Substanzen mit der Nahrung aufnehmen können, hängt von der individuellen Darmflora ab.
Soja und Rotklee sind die wichtigsten Isoflavonquellen. In geringen Mengen finden sich Isoflavone daher auch in tierischen Lebensmitteln wie Milchprodukten oder Fleisch, da das Futter der Nutztiere zum Teil Soja oder Rotklee enthält. Die wichtigste und ergiebigste Isoflavonquelle für Menschen sind Sojaprodukte.
Spitzenreiter beim Konsum von Sojaprodukten, sind die Asiaten – sie nehmen täglich 50-60 mg Phyto- Östrogene zu sich. Bewohner mediterraner Länder kommen immerhin noch auf 15-30 mg, in westlichen Industrieländern wie auch Österreich sind es nur noch rund 5 mg.
Isoflavongehalt in ausgewählten Sojaprodukten:
PRODUKT | MENGE (IN MG PRO 100 G) |
---|---|
Sojamehl | 172,6 |
Sojabohnen (roh / gekocht) | 154,5 / 65,1 |
Sojaflocken (entfettet / mit Fett) | 131,5 / 62,3 |
Natto (fermentierte Sojabohnen) | 82,3 |
Tempeh (durch Schimmel – wie bei Schimmelkäse – gereifte Sojabohnen) | 60,6 |
Miso (Paste aus Sojabohnen, Reis, Getreide) / Misosuppe | 41,5 / 1,5 |
Tofu (gebraten / gekocht / roh / geräuchert) | 34,8 / bis zu 31,4 / 22,7 / 13,1 |
Sojasprossen (roh / gekocht) | 34,4 / 12,5 |
Sojajoghurt | 33,2 |
Sojakäse | Bis zu 25,7 |
Sojawürstchen | Bis zu 14,3 |
Sufu (aus Tofu hergestellt, käseartig) | 13,8 |
Sojamilch | bis zu 10,7 |
Sojasauce | 1,2 |
Isoflavone haben verschiedene positive Auswirkungen auf den menschlichen Körper:
- Wechseljahresbeschwerden: Für Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen oder Schlafstörungen werden Isoflavone schon lange eingesetzt. Erwiesen ist auch, dass Bewohnerinnen Asiens durch ihren hohen Konsum von Sojaprodukten kaum unter der hormonellen Umstellung in der Menopause leiden.
- Senkung des Krebsrisikos: Bei hormonabhängigen Krebsarten wie Brustkrebs zeigen die Pflanzenhormone eine Schutzwirkung – wer regelmäßig Isoflavone etwa über Sojaprodukte zu sich nimmt, bekommt diese Krebsarten seltener.
- Vorbeugung von Osteoporose: Durch die Aufnahme von Phyto-Östrogenen kann die Knochendichte und damit ihre Stabilität verbessert werden. Sie begünstigen auch die Verarbeitung von Vitamin D im Körper, das für den Knochenaufbau wichtig ist. In den Wechseljahren sind Frauen besonders gefährdet, Osteoporose zu bekommen. Mit Phyto-Östrogenen kann vorgebeugt werden.
- Herz-Kreislauf-System: Pflanzenöstrogene haben positive Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System: Ähnlich den weiblichen Hormonen beugen sie Arteriosklerose vor, weil sie das Blutgefäßsystem erweitern. Außerdem wird der Spiegel des auf den Körper negativ wirkenden LDL-Cholesterins gesenkt.
- Haut: Isoflavone entfalten ihre Hormonwirkung auch in der Haut. Hormonmangel macht die Haut dünn, trocken und faltig. Hier wirken Phyto-Östrogene vorbeugend. Außerdem schützen sie vor den freien Radikalen, die über die UV-Strahlung auf die Haut einwirken und zur vorzeitigen Hautalterung beitragen.
Phyto-Östrogene unterscheiden sich in einem wichtigen Punkt von körpereigenen, im Eierstock produzierten bzw. bei der Hormonersatztherapie eingesetzten medikamentösen Östrogenen. Pflanzliche Östrogene wirken nicht im gesamten Körper als Östrogene, sondern manchmal auch als Anti-Östrogene. Bei den Knochen, dem Herz-Kreislauf-System und der Haut haben sie wie die körpereigenen Hormone eine Schutzfunktion. Bei Brustzellen hingegen wirken die pflanzlichen Hormone hingegen hemmend auf die im Körper vorhandenen Östrogene und verhindern, dass zu viele der Hormonmoleküle in die Zellen gelangen.
Isoflavone können bei leichten und mittleren Wechselbeschwerden eingesetzt werden. Weltweit werden Sojaprodukte und Isoflavone sehr gut vertragen, Nebenwirkungen gibt es keine. Lediglich Frauen, die Medikamente mit dem Wirkstoff Tamoxifen einnehmen, die zur Behandlung und Vorbeugung von Brustkrebs eingesetzt werden, sollten auf Isoflavone verzichten, da sich die positiven Auswirkungen sonst gegenseitig aufheben können. Auch in der Schwangerschaft sollte auf übermäßigen Konsum von Sojaprodukten verzichtet werden, da noch nicht gesichert ist, welchen Effekt die Phyto-Östrogene auf den Nachwuchs haben.
Bei Wechseljahresbeschwerden sollten Sie zuerst beginnen, den Sojaanteil in Ihrer Ernährung zu erhöhen, wenn das nicht reicht, sollten Sie mit Ihrem Arzt über eine Therapie mit Isoflavonen in konzentrierter Form (Tabletten) sprechen. Wenn die Beschwerden auch dadurch nicht gelindert werden können, gibt es die Möglichkeit einer Hormonersatztherapie.
- Interview mit Univ.-Prof. DDr. Johannes Huber, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
- Die Kraft der Hormone: Gesund, vital und attraktiv - ein Leben lang, J. Huber, E. Gregor, Knaur Ratgeber Verlage, München
- Isoflavones: Chemistry, Analysis, Function and Effects, V. R. Preedy (Hrsg.), The Royal Society of Chemistry, Cambridge
- Bundeszentrum für Ernährung: Fit in die Wechseljahre (17.08.2020)