Künstliches Hüftgelenk

Abbildung eines künstliche Hüftgelenks
Die "Lebensdauer" eines künstliches Hüftgelenks hängt von der Beschaffenheit des Materials ab.
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Das Hüftgelenk kann operativ ersetzt werden, wenn es durch Arthrose abgenutzt ist, einen Hüftbruch beschädigt wurde oder ein angeborener Schaden vorliegt. 

Medizinische Expertise

Stefan Nehrer

Univ.-Prof. Dr. Stefan Nehrer, MSc

Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie, Dekan der Fakultät für Gesundheit und Medizin sowie Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention an der Universität für Weiterbildung Krems, Fakultät für Gesundheit und Medizin, Universität für Weiterbildung Krems
Wollzeile 1, 1010 Wien
www.knorpelschaden.org
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Das Hüftgelenk ist, nach dem Kniegelenk, das zweitgrößte und gleichzeitig das am stärksten belastete Gelenk des menschlichen Körpers. Das Kugelgelenk befindet sich zwischen dem oberen Rand des Beckens und dem oberen Teil des Oberschenkelknochens. Diese Form ermöglicht die umfangreichen Bewegungsabläufe der Beine in alle Richtungen. Außerdem ist die Hüfte ist Stoßdämpfer beim Gehen, Laufen und Springen.

  • Ist die Hüfte durch Arthrose oder einem Unfall stark beschädigt, kann ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt werden.
  • Bei der Operation wird das Hüftgelenk teilweise entfernt und durch ein künstliches ersetzt.
  • Immer häufiger werden muskel- und gewebeschonende minimal-invasive Methoden eingesetzt
  • Mögliche Komplikationen sind ein vorübergehendes Herausspringen des neuen Gelenks, ein zwischenzeitlicher Bluterguss und eine Längendifferenz der Beine.
  • Nach dem Eingriff ist eine mehrwöchige Reha sinnvoll, die sich vor allem auf Muskelaufbau und eine Gangschulung konzentriert.
Art chirurgischer Eingriff
Indikation Abnützung oder Erkrankung des Hüftgelenks
Wirkung Wiederherstellung des Bewegungsapparats
Komplikationen Schädigung der von Muskulatur, Sehnen, Nerven, Postoperatives Hämatom, Verknöcherungen rund um das Hüftgelenk

Die ersten Anzeichen für ein beschädigtes Hüftgelenk werden oftmals nicht sofort erkannt, da der Verlauf einer Abnutzung schleichend ist und Schmerzen nicht immer im Gelenk selbst auftreten. Oftmals können auch Rückenschmerzen oder Knieschmerzen auf ein abgenutztes Hüftgelenk zurückzuführen sein. Der Weg bis zu einer korrekten Diagnose kann mehrere Monate oder sogar Jahre dauern. Häufig werden Schmerzen im Bewegungsapparat zunächst mit Schmerzmitteln, Infiltrationen, Physiotherapie oder Heilgymnastik therapiert, bevor der Orthopäde das abgenützte Hüftgelenk als Ursache erkennt.

Eine sichere Diagnose bringen schließlich bildgebende Verfahren wie Röntgen oder MRT.

Das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks nennt man auch Hüfttotalendoprothese, kurz Hüft-TEP.

Eine Operation soll dann in Erwägung gezogen werden, wenn alle nicht-chirurgischen Methoden nicht den gewünschten Erfolg bringen. Am häufigsten ist ein künstliches Hüftgelenk indiziert bei:

  • Koxarthrose

Der häufigste Grund für eine Hüftgelenksoperation ist die Abnutzung des Gelenks. Bei der so genannten Koxarthrose nimmt die Knorpelmasse im Hüftgelenk mit der Zeit ab und das Gewebe verändert sich. Dadurch kommt es zu einer Schädigung des Knochens, der Gelenkskapsel sowie der Gelenksschleimhaut. In der Regel treten Beschwerden ab 60 Jahren auf, besonders häufig wird eine Diagnose um das 70. Lebensjahr gestellt. Je nach Lebensstil ist eine Koxarthrose aber auch schon deutlich früher möglich.

Regelmäßiger Sport in der Freizeit schützt die Gelenke, extremer Leistungssport kann dahingegen die Abnutzung beschleunigen. Deshalb ist bei Leistungssportlern das Hüftgelenk bisweilen schon mit 50 strapaziert. Auch starkes Übergewicht fördert den frühzeitigen Abrieb des Knorpels im Hüftgelenk.

  • Hüftgelenkdysplasie

Bei einer so genannten Hüftgelenkdysplasie ist eine Fehlstellung des Hüftgelenks bereits angeboren, wodurch es schneller zu einer Abnutzung kommt. In diesem Fall machen sich Beschwerden bereits früher im Leben bemerkbar, häufig schon im Alter zwischen 30 und 40.

  • Sturz und Unfall

Nach einem Sturz oder Unfall kann das Hüftgelenk so beschädigt sein, dass ein operativer Austausch sinnvoll erscheint.

  • Weitere Ursachen

Ein künstliches Hüftgelenk kann weiters aufgrund rheumatischer Erkrankungen, Spätfolgen nach Knochenbrüchen, einer Infektion, Überlastung oder Komplikationen nach einer erfolgten Hüftoperation empfohlen werden.

Ein komplettes künstliches Hüftgelenk besteht aus einer Gelenkspfanne aus Metall, der Gelenkschale – das ist ein Einsatz aus Kunststoff, Metall oder Keramik und einem Prothesenschaft aus Metall mit einem Gelenkskopf aus Keramik. Metallköpfe werden jedoch nur mehr in Ausnahmefällen implantiert.

Was eingesetzt wird, und welche Operationsmethode am besten geeignet ist, sollte schließlich in enger Abstimmung zwischen Arzt und Patient entschieden werden. Die Haltbarkeit beträgt je nach verwendetem Material 15 bis 30 Jahre.

Mittlerweile wird zementfrei mit Titan implaniert, wobei der Schaft mit Hydroxyapatit beschichtet ist.

Vor einer Hüftgelenksoperation erfolgt eine internistische Untersuchung, die Herz und Kreislauf auf Funktionsfähigkeit überprüft. Dadurch wird abgeklärt, ob der Betroffene gesund genug ist, eine Vollnarkose problemlos zu überstehen. Gibt der Internist oder Anästhesist seine Freigabe, kann ein Operationstermin vereinbart werden.

Die Operationsmethode hängt von dem jeweiligen Chirurgen ab. Im Vorfeld der Operation sollten Patienten daher abklären, ob der angedachte operative Zugangsweg mit ihren Vorstellungen übereinstimmt und wie dieser sich auf die Regenerationszeit nach der Operation auswirkt.

  • Früheres Vorgehen
    Der herkömmliche Zugang erfolgte lange über die Gesäßmuskulatur rückwärts, oder seitlich direkt durch die Muskulatur durch oder knapp vorbei. Um zum Operationsbereich zu gelangen, müssen dafür erst die Muskeln durchtrennt werden, die am Ende der Operation wieder genäht werden müssen. Die Folgen können unter anderem ein längerer Heilungsprozess sein.
  • Minimal invasive Methoden / MIS Methode
    Minimalinvasive Eingriffe haben sich mittlerweile beim Einsatz eines Hüftgelenks bewährt, da sie besonders muskel- und gewebeschonendend sind. Minimalinvasiv bedeutet, das umliegende Gewebe bestmöglich zu erhalten, wobei der Chirurg die Muskulatur über dem Hüftgelenk nur zur Seite schiebt ohne sie zu durchtrennen. Nach der OP legt sich die Muskulatur wieder zurück, vernäht werden müssen lediglich Haut und Faszien. Patienten regenerieren sich schneller und eine raschere Rückkehr in den Alltag ist möglich. Eine immer öfter eingesetzte besonders schonende minimalinvasive Methode ist die so genannte MIS-Methode, kurz für Minimally Invasive Surgery, bei der das künstliche Hüftgelenk über einen kleinen Schnitt an der Oberschenkelvorderseite eingesetzt wird.

Je nach Operationsmethode sind folgende Komplikationen nach der Operation möglich:

  • Herausspringen des künstlichen Gelenks: oft erneute Operation erforderlich
  • Muskulatur, Sehnen, Nerven: können Schaden nehmen, was die Heilungsdauer verzögert, oder sogar zu bleibenden Beeinträchtigungen führen kann
  • Postoperatives Hämatom: tritt häufig auf, heilt mit der Zeit ab
  • Prothesenluxation: Verrenkung der Prothese
  • Längendifferenz des Beines: muss eventuell ausgeglichen werden
  • Verknöcherungen rund um das Hüftgelenk
  • Thrombosen: Blutstau in den Beinvenen durch kleine Blutgerinnsel

Ist der Hüftgelenksersatz medizinisch indiziert, werden die Kosten öffentlichen Krankenhäuser vollständig von der österreichischen Gesundheitskasse getragen. Ausnahmen können bei Patienten mit BVA, KFA, SVA und manchen anderen Krankenkassen sowie bei Zusatzversicherten und Privatpatienten entstehen. Genaue Auskünfte erhalten Sie bei Ihrem Arzt und Ihrer Krankenkasse.

Grundsätzlich erfolgt die Mobilisation des Patienten je nach individueller Verfassung und mit Betreuung durch einen Physiotherapeuten. Bei manchen minimalinvasiven Operationsmethoden ist es bereits am Tag nach der Operation möglich, aufzustehen und das betroffene Bein vorsichtig zu belasten. Sobald das möglich ist, sollte bereits das Gehen an Krücken geübt werden. Nach drei bis fünf Tagen kann der Patient schon Stiegen steigen. Aiuch eine Entlassung ist bereits nach drei bis vier Tagen möglich.
Bei invasiveren (herkömmlichen) Operationstechniken von der Seite treten Komplikationen öfter auf, weshalb sich der stationäre Spitalsaufenthalt verlängern kann.

Nach dem Krankenhausaufenthalt ist eine Reha zu empfehlen. Diese kann stationär oder ambulant erfolgen, beinhaltet jedoch folgende Elemente:

  • Gangschulung: Normalisierung des Zusammenspiels der Muskel und Weglassen der Krücken
  • Muskelaufbau: Bewegungsapparat wird durch Muskeltraining gestärkt

Je nach Operationsart und Rehabilitationsbedarf dauert die Reha drei bis acht Wochen.

  • AWMF Leitlinie S3 Indikationskriterien zur Hüfttotalendoprothese bei Coxarthrose (10/2022)
  • Interview mit Dr.med.univ. Alexander Zembsch, Facharzt für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Ärztlicher Leiter des Gelenk- Zentrums Hietzing
  • Orthopädie Unfallchirurgie, J. Grifka, J. Krämer, Springer Verlag, Neu-Isenburg, 9. Auflage, April 2013
  • Das neue Hüft- und Kniegelenk: Die Endoprothese Schritt für Schritt erklärt, U. Hinkelmann, M. Fleischhauer, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, München, 3. Auflage, Dezember 2012

Autor:innen:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

24. Oktober 2022

Erstellt am:

9. März 2016

Stand der medizinischen Information:

24. Oktober 2022

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