Beruhigungsmittel (Sedativa, Tranquilizer, Hypnotika, Benzodiazepine)

Beruhigungsmittel können abhängig machen
Zur kurzfristigen Behandlung sind Beruhigungsmittel gut geeignet, eine längere Einnahme kann aber zu Abhängigkeit führen.
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Beruhigungsmittel kommen kurzfristig zur Behandlung von Erregungs- und Spannungszuständen zum Einsatz. Sie wirken beruhigend, angstlösend und zum Teil auch schlaffördernd.

Medizinische Expertise

Kristina M. Ritter

DDr.in Kristina M. Ritter

Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie, EMDR- Traumatherapie), Zertifizierte Mediatorin, Kultur- und Sozialanthropologin
Westbahnstraße 31/15, 1070 Wien
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Die längerfristige Einnahme von verschreibungspflichtigen Beruhigungsmitteln wie Benzodiazepine kann in eine Abhängigkeit führen. Außerdem können nach Absetzen der Medikamente Entzugserscheinungen auftreten. Beruhigungsmittel sollten daher nicht abrupt abgesetzt, sondern langsam ausgeschlichen werden (schrittweise Verringerung der Dosis).

  • Beruhigungsmittel werden kurzfristig bei Erregungs- und Spannungszuständen eingesetzt.
  • Die längerfristige Einnahme kann zu unerwünschten Nebenwirkungen und in eine Abhängigkeit führen.
  • Der Einsatz von Beruhigungsmitteln muss von der Ärzt:in sorgfältig abgewogen werden.
  • Beruhigungsmittel dürfen nicht abrupt abgesetzt werden, da sonst Entzugserscheinungen auftreten können.
Arzneimittelgruppe Psychopharmaka
Indikation Erregungs- und Spannungszustände, Nervosität, Unruhe
Wirkung beruhigend; zusätzlich u.a. angstlösend, schlaffördernd, antipsychotisch, antidepressiv, krampflösend
Produkte Tabletten, Tropfen, Zäpfchen, Injektionen

Beruhigungsmittel sind Arzneimittel, die angstlösend und beruhigend (sedierend), schlaffördernd und muskelentspannend wirken. Als Schlaf- und Beruhigungsmittel werden vor allem Benzodiazepine (BZD) eingesetzt. Diese sind rezeptpflichtig.

Beruhigungsmittel dienen in erster Linie der kurzfristigen Behandlung von Erregungs- und Spannungszuständen, Nervosität und Unruhe. Sie kommen aber auch bei Schlafstörungen, bei Muskelverspannungen oder zur Einleitung von Narkosen kurzfristig zum Einsatz. Mögliche Einsatzgebiete sind unter anderem:

Die wichtigsten Beruhigungsmittel sind:

  • Benzodiazepine (BZD): Sie gehören zu der Gruppe der sedativ und hypnotisch wirkenden Medikamente. BZD wirken, indem sie die Informationsübertragung in bestimmte Gehirnregionen stoppen. Man unterteilt BZD nach ihrer Wirkdauer in kurz (wenige Stunden), mittel (acht bis zwölf Stunden) und lang wirkende (mehr als 15 Stunden) Substanzen.
  • Barbiturate: Sie werden nur noch selten eingesetzt, da eine Überdosierung lebensgefährlich ist.
  • Pflanzliche Beruhigungsmittel: Dazu zählen u.a. Baldrian, Johanniskraut, Hopfen und Lavendel. Bei vorübergehender Einnahme sind sie weitgehend frei von Nebenwirkungen.

Beruhigungs- und Schlafmittel wirken unter anderem:

  • beruhigend
  • angstlösend
  • schlaffördernd
  • antipsychotisch
  • antidepressiv
  • krampflösend

Bei der Einnahme von Beruhigungsmitteln, vor allem in hoher Dosierung, können Nebenwirkungen auftreten. Dazu zählen unter anderem:

  • Müdigkeit
  • Beeinträchtigung der Reaktionsfähigkeit
  • Atemstörungen
  • Sehstörungen
  • Schwindel
  • manchmal auch starke Unruhe, Angst und erhöhte Aggressivität (in diesem Fall muss das Medikament sofort abgesetzt werden)
  • Beruhigungsmittel machen fahruntüchtig!
  • Während der Einnahme von Beruhigungsmittel sollte auf Alkohol verzichtet werden, da dieser unerwünschte Wirkungen verstärken kann.
  • Die Kombination mehrerer dämpfender Wirkstoffe ist lebensgefährlich (Blutdruckabfall, Atemdepression bis hin zum Atemstillstand und Tod)!
  • Benzodiazepine und Barbiturate können zu einer psychischen und körperlichen Abhängigkeit führen.

BZD beeinflussen die Stimmung und können daher psychisch abhängig machen. Außerdem besteht die Gefahr einer Toleranzbildung, die eine Dosissteigerung notwendig macht. Meist geschieht die Entwicklung in eine Abhängigkeit unbewusst und wird von vielen Betroffenen daher nicht wahrgenommen. Man unterscheidet:

  • Niedrigdosisabhängigkeit: Auch bei einer niedrigen Dosis kann eine Abhängigkeit eintreten, allerdings hauptsächlich bei monate- oder jahrelanger Einnahme. Entzugserscheinungen zeigen sich in diesem Fall in der Regel erst nach Absetzen des Medikamentes.
  • Hochdosisabhängigkeit: Bei längerfristiger hochdosierter Einnahme kann es zu einer körperlichen und psychischen Abhängigkeit kommen. Auslöser für eine Hochdosisabhängigkeit ist meist die Toleranzbildung – die Dosis muss immer weiter gesteigert werden, da die gewünschte Wirkung nicht mehr eintritt.
  • mehrfacher Substanzkonsum: Um die Wirkung anderer Substanzen zu verstärken oder unerwünschte Wirkungen zu beseitigen, werden verschiedene, teils illegale, Substanzen verwendet.

Bei Verdacht auf eine Abhängigkeit sollte zur Abklärung immer eine Ärzt:in aufgesucht werden. Diese kann beurteilen, ob die Notwendigkeit einer Entzugsbehandlung besteht.


Autor:innen:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

1. Februar 2023

Erstellt am:

24. Januar 2023

Stand der medizinischen Information:

24. Januar 2023

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