Mausarm

Frau arbeitet am Computer und benützt dafür eine Maus - Krankheit Mausarm.
Wer viel mit der "Computermaus" arbeitet, kann heftige Schmerzen an den Fingersehnen und Muskeln entwickeln.
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Lange, monotone Arbeiten mit gleichförmigen Bewegungsmustern, wie Tippen oder Klicken können einen "Mausarm" verursachen. Dieser äußert sich durch heftige Schmerzen an den Fingersehnen und Muskeln.

Medizinische Expertise

Werner Anderl

Prim. Dr. Werner Anderl

Facharzt für Orthopädie, Vorstand der Orthopädischen Abteilung Spital Speising und Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien
Wienerstraße 2/2/3, 2340 Mödling
www.anderl.at
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Die Schmerzen können sich bis in den Arm "ziehen", sie sind höchste Alarmzeichen dafür, dass bereits eine Überbeanspruchung vorliegt. Falsche ergonomische Arbeitshaltung, mitunter verbunden mit Leistungsdruck und Stress sind die Hauptursachen und können die Erkrankung begünstigen. Um eine dauerhafte Schädigung der Muskeln – einem chronischen Verlauf – und letztlich einer massiven Unbeweglichkeit der Hand vorzubeugen, sind Ruhepausen, Lockerungs- und Entspannungsübungen sowie ein ergonomisch passender Computer-Arbeitsplatz wichtige Voraussetzungen.

  • Jene Hand, die bei der Computerarbeit die Maus führt, wird langfristig einer enormen Belastung ausgesetzt. Die sich ständig wiederholenden Abläufe können ein sogenanntes Repetitive-Strain-Injury-Syndrome hervorrufen.
  • Das kann verschiedene Krankheitsbilder wie Mausarm oder Sehnenscheidenentzündung zur Folge haben, die starke Schmerzen an Fingersehnen und Muskeln hervorrufen.
  • Physiotherapeutische Übungen zur Kräftigung des betroffenen Arms und die Verwendung einer ergonomischen Maus können die Beschwerden langfristig lindern.

Rund 60 % aller Arbeitnehmer sitzen im Durchschnitt 6 Stunden pro Tag am Computer. Ein 1/4 davon hat Beschwerden in der Hand, 90 % davon entwickeln einen "Mausarm".

Bei Verwendung einer Maus und einer Tastatur wird jener Finger, der die "Maus" klickt, extrem belastet. Vergleichbar sind diese Anforderungen ungefähr mit der Belastung eines Beins bei einer 40 km langen Wanderung. Die Hauptursache für den Mausarm sind falsche ergonomische Arbeitsplätze. Die Folge ist ein sogenanntes RSI-Syndrom (Repetitive-Strain-Injury-Syndrome). Der Begriff steht für sich wiederholende Belastungen, die monoton verlaufen und die Muskeln dauerhaft schädigen können. Typisch dafür ist, dass diese Bewegungen zwar nicht kraftaufwändig sind, jedoch immer gleichförmig verlaufen. Ständig sich immer wiederholende Bewegungen, wie die Arbeit mit Tastatur und Maus können eine Reihe von Beschwerden verursachen, wie z.B.:

Die Beschwerden sind bei ersten Symptomen noch heilbar. Sind jedoch bereits Gewebsänderungen auf Grund langjähriger, monotoner Bewegungen am Arbeitsplatz entstanden, ist eine vollständige Heilung schwierig.

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Erste Symptome eines Mausarms sind:

  • Schmerzen in Ruhe und Bewegung
  • Krämpfe
  • Kribbeln oder Ziehen
  • Taubheitsgefühl der betroffenen Hand

Im Zuge von Computerarbeit wird das Handgelenk über Gebühr belastet, die Muskeln werden beim Tippen von Maus oder Tastatur angespannt. Man bezeichnet dies als Ko-Kontraktion. Diese ständigen Minimal-Bewegungen können das Gewebe bis in die Zellen schädigen, es entstehen kleinste Verletzungen, die zunächst nicht bemerkt werden. Durch jahrelange, monotone Arbeit am Computer können Muskeln, Gelenke und Sehnen sich auch während der Nachtruhe nicht erholen und ihre Funktion wird schrittweise eingeschränkt.

Werden die Schäden jedoch ignoriert, Erholungspausen nicht eingehalten, können sich die Minimalverletzungen ausweiten, das können Erkrankungen wie Mausarm, Sehnenscheidenentzündung oder Karpaltunnelsyndrom auftreten.

Die Beschwerden bei einem Mausarm verlaufen üblicherweise in 3 Phasen. Zuerst entstehend durch dauerhafte Überlastung Mikroverletzungen, das geschädigte Gewebe vergrößert sich, der Schmerz setzt ein. Üblicherweise kommt es während der Tätigkeit zu Schmerzen, diese verschwinden über Nacht wieder. Nach längerer Zeit können sie erneut auftreten, bleibt die belastende Tätigkeit unverändert, können Probleme schon während der mechanischen Arbeit, also beim Tippen oder Klicken, auftreten.

Das psychologische Schmerzmodell geht davon aus, dass der Körper ein Schmerzgedächtnis hat. Demnach sind monotone Bewegungen wie Tippen oder Klicken an Neuronen gekoppelt, d.h. der Schmerz manifestiert sich unterschwellig. Unbehandelt können sich die Symptome in einem fortgeschrittenen Stadium bei Alltagsbewegungen bemerkbar machen, wie z.B. Zähneputzen, Autofahren, Ankleiden, Schneiden.

Aufgrund der individuellen Beschwerden gibt es keine einheitlichen Diagnoserichtlinien. Erschwert wird diese, da auch bei bildgebenden Verfahren keine Verletzungen sichtbar sind und Untersuchungen wie Röntgen im Ruhezustand durchgeführt werden, der Schmerz jedoch in der Bewegung eintritt.

Der Arzt ist daher auf subjektive Symptome und Schmerzerfahrungen angewiesen, um eine Diagnose zu erstellen. Dazu ist es wichtig, im ausführlichen Arzt-Patientengespräch auch die berufliche Tätigkeit zu beschreiben, anhand dieser kann der Arzt Bewegungsauffälligkeiten ergonomische Aspekte und andere Parameter (wie z.B. psychischen Stress) zu einem klinischen Bild vereinen. Unter Umständen kann aufgrund einer Erstdiagnose eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit erfolgen, um eine Verletzung der Nerven auszuschließen.

Die Behandlung eines Mausarms erfolgt in verschiedenen Bereichen. Meist hilft eine vorübergehende Ruhigstellung der Hand, allerdings sollte der Betroffene darauf achten, keine Schonhaltung einzunehmen. Eine völlige Unterbrechung der Computerarbeit oder ein Vermeiden von Alltagstätigkeiten zur "Schonung" wird nicht empfohlen.

Medikamente

Eine Behandlung mit Schmerzmitteln sollte nur unter Anleitung eines Arztes erfolgen. Voraussetzung dafür ist, das monotone Bewegungsmuster abgelegt werden und ergonomische Aspekte am Arbeitsplatz beachtet werden. Eine wahllose Schmerzmittelbehandlung kann die Beschwerden chronifizieren, da in dem Fall nötige Pausen übersehen werden und sich Mikroverletzungen ausweiten können.

Physiotherapie

In erster Linie wirken sich Dehn- und Kräftigungsübungen positiv bei Beschwerden aus. Speziell ausgebildete Physiotherapeuten erstellen ein individuelles Programm, das auf Stadium und Grad der Erkrankung abgestimmt ist. Günstig sind außerdem Sportarten, die zwar nicht kraftaufwändig sind, aber kräftigend wirken, wie z.B. Schwimmen, Radfahren oder Walken.

Ergonomie

Eine individuelle Ergonomie am Arbeitsplatz trägt dazu bei, dass bestimmte Arbeitshaltungen keine körperlichen Beschwerden verursachen. Technische Alternativen für Maus oder Tastatur. So z.B. mithilfe einer speziellen Maus, die die natürliche Handhaltung unterstützt. Auch Tablets, die mit einem Stift zu bedienen sind oder spezielle Handablagen sind weitere ergonomische Möglichkeiten.

Ein RSI-Syndrom bzw. ein Mausarm kann auch psychische Ursachen haben, wie z.B. Leistungsdruck, Stress, zu hohe Ansprüche an sich selbst. Hier kann einerseits Psychotherapie Abhilfe schaffen, andererseits sind Entspannungstechniken hilfreich, z.B. Progressive Muskelentspannung, autogenes Training, Meditation. Regelmäßige Dehnungsübungen der Hände (z.B. gefaltet etwa 10 Sekunden gegeneinander drücken) bieten unaufwändige Vorsorge- und Entspannungsmöglichkeiten. Massage, Sport und Bewegung im Freien sind ein ganzheitlicher Ausgleich, die entspannen und die Monotonie des Arbeitstages durchbrechen.

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Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

21. September 2020

Erstellt am:

27. August 2015

Stand der medizinischen Information:

21. September 2020


ICD-Code:
  • M77

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