Diese Symptome werden von vielen Frauen nicht ernstgenommen, sie merken manchmal gar nicht, dass sie einen Herzinfarkt hatten, der das Herz nachhaltig schwächt. Bei Männern hingegen äußern sich die Herzinfarkt-Beschwerden meistens ganz anders: Sie klagen oft über plötzlich einsetzende, heftige Schmerzen im Brustraum. Eine sichere Diagnose erfolgt durch ein EKG, Blutuntersuchung und Herzultraschall. Die Verengung der Herzkranzgefäße kann durch einen Ballonkatheter geweitet oder mittels Bypass umgangen werden. Außerdem gibt es Medikamente, die Blutgerinnsel in den Gefäßen auflösen.
Bei Männern nimmt das Risiko für einen Herzinfarkt etwa ab dem 45. Lebensjahr zu, Frauen sind häufig erst nach der Menopause betroffen. Grund dafür, ist der Hormonspiegel: Durch die gefäßschützende Wirkung von Östrogen sind Herzinfarkte bis zu den Wechseljahren selten, mit dem Abfall des gefäßschützenden Hormons nimmt auch das Risiko eines Herzinfarktes zu.
Weitere Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts bei Frauen erhöhen, sind neben dem Alter:
- Rauchen
- Bluthochdruck
- Übergewicht und Bewegungsmangel
- Diabetes
Auslöser eines Herzinfarkts ist eine Durchblutungsstörung der Gefäße des Herzens. Durch den verminderten Blutfluss erhält der Herzmuskel zu wenig Sauerstoff und kann in Folge nicht mehr korrekt arbeiten. Ursache der Durchblutungsstörung ist eine Veränderung der Gefäßwand. Fetteinlagerungen in den Gefäßen führen zu einer chronischen Entzündungsreaktion (Arteriosklerose), wodurch ein sogenannter atherosklerotischer Plaque entsteht. Dieser verengt das Herzkranzgefäß. Der Verschlussvorgang kann mitunter Jahre dauern.
Bei einem Herzinfarkt löst sich ein Plaquepartikel aus dieser geschädigten Arterieninnenwand heraus, daran lagern sich Blutplättchen an und bilden ein Blutgerinnsel. Das Gerinnsel verstopft die Herzkranzgefäße fast oder vollkommen und unterbricht somit die Versorgung mit Blut und Sauerstoff. Das Resultat ist ein rasches Absterben des Herzmuskels oder Herzrhythmusstörungen, die zu einem plötzlichen Herzstillstand führen können.
Für einen Herzinfarkt sind folgende Symptome typisch:
- Plötzlich einsetzender, heftiger Brustschmerz, der in die Schultern, den linken Arm und die linke Hand ausstrahlen kann.
- Engegefühl in der Brust
- Angst und Vernichtungsgefühl
- Niedriger Blutdruck, schwacher, langsamer Puls
- Blässe, kalter Schweiß, kalte Extremitäten
Bei etwa der Hälfte der Frauen kommt es aber nicht zu diesen typischen Symptomen. Stattdessen spüren sie:
- Atemnot oder Kurzatmigkeit
- Schwindelanfälle
- Übelkeit und
- Schmerzen im Oberbauch, im Nacken, Hals und Kiefer
Der Unterschied zwischen den Geschlechtern wird aber nicht ausschließlich bei den Symptomen deutlich, auch der Verlauf der Krankheit kann sich unterscheiden. Die Lebenserwartung nach einem Herzinfarkt ist bei Frauen kürzer als bei Männern, folgende Gründe können eine dabei eine Rolle spielen:
- Menopause: Zum einen tritt der Herzinfarkt bei Frauen häufig erst in fortgeschrittenem Alter nach der Menopause ein, viele Männer sind bereits ab dem 45. Lebensjahr betroffen.
- Diabetes und Bluthochdruck: Bei älteren Frauen entwickeln sich häufiger Diabetes Typ 2, Bluthochdruck oder auch Niereninsuffizienz, diese Erkrankungen begünstigen die Entstehung eines weiteren Herzinfarkts.
- Verzögerte Diagnose: Da die Symptome bei Frauen anfangs nicht beachtet oder falsch gedeutet werden, wird die Diagnose später gestellt, folglich kann auch die Therapie erst mit Verzögerung beginnen. Während dieser "verlorenen" Zeit sterben immer größere Teile des Herzmuskels ab.
- Komplikationen: Bei Frauen treten bei der Behandlung des Infarkts häufiger Komplikationen wie zum Beispiel Blutungen auf.
- Depressionen: Zudem kommt es bei rund 30 % der Frauen nach der Erkrankung zu Depressionen. Das sind etwa 10 % mehr Betroffene als beim anderen Geschlecht.
Obwohl die Symptome eines Herzinfarkts sich bei Mann und Frau unterschiedlich äußern können, gibt es keine Unterschiede hinsichtlich der Diagnose- und Therapiemaßnahmen.
Wenn das Blutgerinnsel ein Herzgefäß verstopft, setzen die Beschwerden plötzlich ein. Durch die unzureichende Versorgung mit Sauerstoff, kommt es zu einem Absterben des Herzmuskels. In dieser lebensbedrohlichen Situation ist sofort die Rettung zu rufen.
Um die Diagnose abzusichern, wird ein EKG (Elektrokardiogramm) durchgeführt. An typischen Veränderungen im Kurvenverlauf des EKG kann der Arzt einen Herzinfarkt oder Herzrhythmusstörungen erkennen.
Ein Herzinfarkt kann auch anhand einer Blutuntersuchung nachgewiesen werden. Nach dem Infarkt sind bei Betroffenen erhöhte Troponin- und Creatin-Kinase (CK)-Werte feststellbar.
Mittels Echokardiographie (Herzultraschall) wird die Funktion der Herzkammern beurteilt. Störungen im Ablauf der Herzkontraktion werden hierbei sichtbar.
Als erste Notfallmaßnahme gibt der Arzt Sauerstoff und Schmerzmittel. Danach versucht er das Blutgerinnsel, das die Ursache der Durchblutungsstörung ist, zu entfernen – als erste Maßnahme mit Medikamenten:
- Medikamente: Der Arzt verabreicht sofort Medikamente (ein Fibrinolytikum bzw. Thrombozytenaggregationshemmer), die die Blutgerinnung und die Anlagerung von Blutplättchen hemmen. Einige dieser Medikamente müssen auch nach dem Herzinfarkt weiterhin eingenommen werden, um einem erneuten Auftreten vorzubeugen.
- Herzkatheter: Bei einem Herzkatheter wird ein dünner, elastischer Schlauch über eine Punktion in der Leiste oder am Arm durch die Gefäße bis zum Herzen geführt. Um die Arbeitsschritte nachverfolgen zu können, überprüft der Arzt den Verlauf des Eingriffes mit Hilfe von Kontrastmitteln am Röntgengerät. Am oberen Ende des Katheters ist ein winziger Ballon angebracht. Sobald der Arzt mit dem Katheter auf das Gerinnsel trifft, dehnt er diesen Ballon auf und erweitert damit das Gefäß, so dass das Blut wieder zirkuliert. Diese Prozedur nennt sich Ballondilatation. Ist eine Behandlung mittels Herzkatheter innerhalb von zwei Stunden nach dem Infarkt nicht möglich, führt der Arzt eine medikamentöse Thrombolyse auf. Dabei wird die Fibrinolyse, das ist die körpereigene Auflösung von Blutgerinnseln, gefördert.
- Stent: Damit das Gefäß auch nach dem Eingriff geöffnet bleibt, implantiert der Arzt häufig einen Stent. Dabei handelt es sich um röhrenförmige Gittergerüst, das im Gefäß aufgespannt wird und den vormals verengten Abschnitt dauerhaft stützt.
- Bypass-Operation: Wenn mehrere Herzkranzgefäße verengt sind, wenden Ärzte eine offene oder minimalinvasive Bypass-Operation an. Dabei wird die Blutversorgung des Herzens über eine Umleitung des Blutstromes wiederhergestellt. Um die verengten Gefäße dauerhaft zu umgehen, entnimmt der Arzt eine Arterie oder Vene aus Arm oder Bein des Betroffenen und implantiert diese als Überbrückung in das Herz. Der Eingriff wird in Vollnarkose durchgeführt und dauert mehrere Stunden.
Um das Auftreten bzw. das Wiederauftreten eines Herzinfarktes zu verhindern, müssen Betroffene ihre Lebensgewohnheiten ändern. Um die Risikofaktoren zu minimieren, sollte unbedingt auf das Rauchen verzichtet werden. Eine gesunde Ernährung und Bewegung reduzieren Übergewicht. In speziellen Koronarsportgruppen können sich Betroffene beraten lassen, dort finden sie Unterstützung und Gleichgesinnte.
Die Medikamente zur Gerinnungshemmung und gegen erhöhten Blutdruck dürfen auch nach der akuten Behandlungsphase nicht abgesetzt werden. Die Mittel sollten gewissenhaft und strikt nach ärztlicher Anweisung eingenommen werden.
Da Frauen häufig atypische Symptome aufweisen, sollten sie besonders aufmerksam für solche Beschwerden sein und sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Plötzlich einsetzende Schmerzen im Brust-, Bauch-, Nacken und Schulterbereich, die in Zusammenhang mit Atemnot und Übelkeit auftreten können, sollten vom Arzt abgeklärt werden. Bei etwa einem Drittel der betroffenen Frauen kommt es nach dem Herzinfarkt zu Depressionen, auch hier gibt es sehr gute Behandlungsmöglichkeiten.
- Interview mit Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Walter Speidl, Kardiologe an der Medizinischen Universität in Wien
- Innere Medizin, Duale Reihe, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2013
- Das Herz-Buch: Bypass, Ballondilatation, Stents, H. Lapp, S. Becker, I. Härtel, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2012