Per se haben Menschen, die an Multipler Sklerose (MS) erkrankt sind, nach derzeitigem Wissensstand kein höheres Covid-19-Infektionsrisiko als gesunde Menschen – sofern sie keine sogenannten immunsupprimierenden Medikamente einnehmen oder einer Risikogruppe angehören.
Bei Menschen, deren Beweglichkeit stark eingeschränkt ist, kann eine Infektion zu schweren Krankheitsverläufen führen. Die Belüftung der Lungen ist bei Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen oder bettlägerig sind, nicht ausreichend gegeben, und somit steigt das Risiko, schwer zu erkranken.
Mit zunehmenden Lebensalter (hier schwanken die Angaben stark) sinkt die Leistungsfähigkeit des Immunsystems, es hat beispielsweise Infektionen der Atemwege oder Lunge weniger entgegenzusetzen. Somit kann es häufiger zu Komplikationen kommen. Dazu kommt, dass ältere Menschen selten Fieber haben und eine Erkrankung häufig nicht frühzeitig erkannt wird..
Zur Risikogruppe zählen auch Menschen, die an einer weiteren chronischen Erkrankung – beispielsweise Herz-Kreislauf-Probleme oder Diabetes – leiden.
MS ist eine Autoimmunerkrankung, die auf eine Fehlsteuerung des Immunsystems zurückgeht. Das Abwehrsystem stuft dabei körpereigenes Gewebe als Fremdkörper ein und bekämpft dieses. Manche Medikamente, die in der MS-Therapie eingesetzt werden, zielen deshalb darauf ab, das Immunsystem zu drosseln.
Unter Therapie mit Fingolimod sowie Siponimod kann das Risiko eines schweren Verlaufs erhöht sein. Menschen, die auf diese Wirkstoffe eingestellt sind, sollten die Therapie jedoch nicht absetzen, da ansonsten das Risiko der Krankheitsaktivierung besteht.
Unter den sogenannten Induktionstherapien (Ocrelizumab, Rituximab, Alemtuzumab, Cladribin) kann das Risiko eines schwereren Verlaufs, besonders in den ersten Wochen nach der Einnahme/Infusion ebenfalls erhöht sein. Es soll daher die Expositionsprophylaxe (Ausgangsbeschränkungen und Sicherheitsabstände einhalten, persönliche Kontakte meiden) unbedingt gewährleistet sein.
Einzelfallentscheidungen müssen mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.
Vorsicht ist außerdem bei Kortison-Pulstherapie geboten. Dabei erhält der Patient über drei bis fünf Tage hoch dosierte Infusionen. Die Schutzmaßnahmen (soziale Kontakte meiden, Händehygiene, etc.) sollten dann besonders beachtet werden. Wenn möglich, sollte mit dieser Behandlung derzeit pausiert werden.
Kein erhöhtes Infektionsrisiko besteht aus derzeitiger Sicht bei Behandlung mit Natalizumab, Dimethylfumarat und Teriflunomid.
Bei therapeutischen Neueinstellungen sollten Nutzen und Risiken genau abgewogen werden.
Infos rund um Multiple Sklerose und Corona erhalten Betroffene unter der MS-Hotline 0800 311 340 sowie auf der Website der Multiple Sklerose Gesellschaft Wien.
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