Von krankhaftem Haarausfall ist die Rede, wenn über einen längeren Zeitraum hinweg täglich bis zu hundert Haare ausfallen. Die häufigste Form von Haarausfall ist der hormonell bedingte Haarausfall, auch androgenetische Alopezie genannt. Während bei Frauen die Haare dabei eher ausdünnen, bleibt bei Männern im Extremfall nur ein Haarkranz am Hinterkopf erhalten. Schuld daran ist das Hormon Dihydrotestosteron (DHT), auf das die Haarwurzeln überempfindlich reagieren und ausfallen. Diese Überempfindlichkeit ist zumeist genetisch bedingt. Neben medikamentösen und lokalen Therapien kann man beim erblich bedingten Haarausfall durch Eigenhaarverpflanzung das Wachstum wieder ankurbeln.
- Eigenhaartransplantation wird bei hormonell bedingtem Haarausfall eingesetzt.
- Haarstreifenentnahme (FUT) und Einzelhaarentnahme (FUE) sind die zwei gängigsten Methoden.
- Bis zum sichtbaren Ergebnis dauert es zwischen drei und zwölf Monaten.
- Abgesehen von medizinischen Fällen müssen die Kosten selbst übernommen werden.
Art | ästhetische Chirurgie |
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Indikation | hormonell bedingter Haarausfall |
Wirkung | dauerhafte Lösung gegen Haarausfall |
Nebenwirkungen | mögliche Krustenbildung, Schwellung, leichte Schmerzen kurz nach dem Eingriff |
Risiko | gering bis nicht vorhanden |
Die meisten Eigenhaartransplantationen werden aus rein kosmetischen Gründen durchgeführt, um haarlose Kopfhautstellen zu korrigieren und so den Eindruck eines optisch dichteren Kopfhaars zu erzeugen.
Die häufigsten Gründe für eine Haarverpflanzung sind:
- männlicher Haarausfall (androgenetische Alopezie)
- weiblicher Haarausfall (androgenetische oder hormonelle Alopezie)
- narbige Alopezie (nach Unfall, Verbrennungen, OPs)
- andere Hauterkrankungen
Ebenso kann diese Methode zur Wiederherstellung von Augenbrauen eingesetzt werden. Deren Verlust kann unterschiedliche Gründe, wie Schilddrüsenfunktionsstörungen, Autoimmunerkrankungen, übermäßiges Zupfen oder genetische Veranlagung haben.
Eine Haartransplantation kommt dann in Frage, wenn eine medikamentöse bzw. hormonelle Behandlung des Haarausfalles nicht den gewünschten Erfolg bringt. Je nach Beschwerdebild des Patienten können mehrere Sitzungen notwendig sein. Ebenso kann die Dauer einer Sitzung je nach Beschwerdebild variieren. Der Abstand zwischen den Eingriffen sollte jedoch mindestens ein halbes Jahr betragen.
Voraussetzung für eine Eigenhaarverpflanzung ist eine ausreichende Anzahl an gesunden Spenderhaaren. Benötigt werden sogenannte follikuläre Einheiten (FU), also eine kleine Gruppe von Einzelhaaren, die gemeinsam von einer Stelle aus auf der Kopfhaut wachsen.
Die Transplantation wird in der Regel ambulant und unter örtlicher Betäubung durchgeführt.
Methoden der Haarentnahme
- Haarstreifenentnahme – Follicular Unit Transplantation (Strip/FUT)
Bei der Haarstreifenentnahme wird ein Streifen behaarter Kopfhaut aus einer Stelle am Hinterkopf entnommen. Danach werden die im Streifen enthaltenen Haarfollikel für die Haartransplantation aufbereitet. Diese Methode ist eher für längere Haare geeignet, da an der Schnittstelle eine Narbe zurückbleibt, die von längeren Haaren verdeckt werden kann. Mittlerweile ermöglichen spezielle Nahttechniken, dass durch die Narbe hindurch wieder neue Haare wachsen können.
- Einzelhaarmethode – Follicular Unit Extraction (FUE)
Bei dieser Methode werden die Haarwurzeln anhand von speziellen motorisierten Hohlnadeln erst gelockert und danach mit einer Pinzette entnommen. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis die benötigte Anzahl erreicht ist. Anschließend werden die entnommenen Haare für das Einpflanzen vorbereitet.
Einsetzen der Haare
Unabhängig von der Methode der Entnahme, erfolgt das Einpflanzen der Haare nach demselben Prinzip. Erst wird der Bereich, wo die Haare eingesetzt werden müssen, bestimmt. Anschließend werden unter lokaler Betäubung mit feinen Skalpellen kleine Schlitze gemacht, in die die follikulären Einheiten mit einer Pinzette eingesetzt werden. Die Durchblutung der Haarwurzeln erfolgt unmittelbar danach.
Bei beiden Methoden kann nach dem Eingriff eine Krustenbildung und eventuell eine Schwellung entstehen. Auch Schmerzen im Operationsgebiet können auftreten. Hier helfen gezielt Schmerzmittel.
Für den erfolgreichen Verlauf der Therapie sollten folgende Punkte beachtet werden:
- Schonung ein paar Tage nach dem Eingriff
- Haarewaschen ist nach zwei bis drei Tagen wieder möglich
- Sport und Belastungen, die zu Schwitzen führen, mehrere Tage vermeiden
- Sauna, Schwimmbad, Solarium und direkte Sonneneinstrahlung mehrere Wochen vermeiden
Wichtig zu wissen ist, dass es drei bis zwölf Monate dauern kann, bis das Haarwachstum nachhaltig einsetzt. Direkt nach dem Eingriff sind die Haarfollikel geschwächt und brauchen je nach Typ unterschiedlich lange, um sich zu regenerieren.
Sowohl die Haarstreifenentnahme als auch die Follicular Unit Extraction (FUH) werden von Fachärzten für Dermatologie, bzw. Fachärzten für Ästhetische oder Chirurgische Medizin durchgeführt. Die Kosten trägt der Patient selbst. Bei einer medizinischen Indikation wie z.B. nach Verbrennungen werden die Kosten von den Kassen teilweise übernommen.
Da die Eigenhaarverpflanzung sowohl kostenintensiv als auch aufwendig ist, ist sie für die meisten Menschen nicht die erste Therapiewahl. Je nach Ursache des Haarausfalls stehen mehrere alternative Methoden zur Verfügung:
Medikamentöse Behandlung
- Minoxidil: Haartinktur zur äußerlichen Anwendung, keine Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit
- Finasterid: 5α-Reduktase-Hemmer in Tablettenform rezeptpflichtig, nicht für Frauen geeignet
- Antiandrogene: hemmen die Wirkung auf männliche Sexualhormone
Haarersatz
Wenn hoher Leidensdruck herrscht und eine Eigenhaartransplantation keine Option ist, stellen Perücken oder Haarteile eine geeignete Alternative dar. Mittlerweile ist bei professionellen Perücken kaum ein Unterschied zu Eigenhaar zu erkennen. Kostenmäßig liegt man bei zwischen 1.500 und 2.000 Euro.
Kunsthaarimplantation
Hierbei werden keine lebenden Haarfollikel in die Kopfhaut verpflanzt. Vorteil: das Ergebnis ist sofort sichtbar. Nachteil: Kunsthaare wachsen nicht nach und können ebenfalls ausfallen. Ein Ersatz dieser Haare ist allerdings jederzeit möglich.
Die Kosten werden vom Patienten selbst getragen und richten sich nach den Tarifen des jeweiligen Chirurgen und nach dem Umfang der Haartransplantation. Unterstützung von der Österreichischen Gesundheitskasse gibt es nur in Ausnahmefällen.
- Lehrbuch der Allgemeinen und Speziellen Chirurgie, KH Tscheliessnigg, S.Uranüs-G.Pierer, Wilhelm Maudrich Verlag, 2. Auflage, Wien, 2003
- Pschyrembel, Therapie, Walter de Gruyter, 4. Auflage, Berlin-New York, 2009
- Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch, Walter de Gruyter, 265. Auflage, Berlin-New York, 2014
- VDHC- Leitlinien zur Haartransplantation (20.09.2022)