Sport bei Vorhofflimmern

zwei Männer auf Mountainbikes
Bei Vorhofflimmern spricht nichts gegen gemäßigtes Mountainbiking, allerdings muss vor dem Training die Belastungsgrenze ermittelt werden.
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Viele Personen mit Vorhofflimmern leiden unter einer Grunderkrankung des Herz-Kreislauf- Systems: Mehr als die Hälfte haben Bluthochdruck, bei etwa 20 % aller Vorhofflimmer- Betroffenen liegt eine koronare Herzkrankheit vor.

Medizinische Expertise

Carl Kaulfersch

OA Dr. Carl Kaulfersch

Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie
Villacherstrasse 1A, 9020 Klagenfurt am Wörthersee
www.cardio-kaulfersch.at
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Auch Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) und die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) begünstigen das Auftreten von Vorhofflimmern. Für alle Menschen mit diesen Grunderkrankungen ist regelmäßige Bewegung besonders wichtig, um selbst positiven Einfluss auf ihre Erkrankung zu nehmen und die Ausdauer zu steigern. Empfohlen wird unter Anleitung eines Facharztes ein langsam ansteigendes aerobes Ausdauertraining.

Menschen mit Vorhofflimmern sollten sich vor Trainingseinstieg unbedingt von einem Internisten untersuchen lassen! Es ist von einer Reihe individueller Faktoren abhängig, ob ihnen grünes Licht für den Sport erteilt werden kann. Die Diagnostik mit Hilfe von Ergometrie und Spiroergometrie erfasst, wie hoch die körperliche Leistungsfähigkeit ist. Der Kardiologe kann daraufhin beraten, wie intensiv trainiert werden darf und welche Sportarten sich eignen. Liegen Grunderkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie etwa Herzinsuffizienz vor, wird die körperliche Belastbarkeit meist von dieser Grunderkrankung bestimmt.

Liegen keine Grunderkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems vor, handelt es sich um sogenanntes idiopathisches Vorhofflimmern. Vorhofflimmern wird mit rhythmusstabilisierenden Medikamenten (Antiarrhythmika) behandelt, um den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen und beizubehalten. Zudem sind auch eine elektrische Behandlung (Kardioversion) oder die Ablation (Verödung von Herzmuskelzellen, die das Vorhofflimmern verursachen) Therapieoptionen. Gelingt es dadurch, den Herzrhythmus dauerhaft zu stabilisieren, können Betroffene nach drei Monaten Symptomfreiheit wieder ins Training einsteigen.

Absolvieren Sie die erste Trainingseinheit unter Aufsicht eines Facharztes (Internist, Sportmediziner, Kardiologen...). Er kann über die Belastungs-EKG-Daten die optimale Belastung errechnen. Den Sporteinstieg danach können Sie in einer Herzsportgruppe durchführen. Unter Aufsicht von speziell ausgebildetenÜbungsleiter – und manchmal auch Ärzten – können Sie in Herzsportgruppen trainieren, bis Sie neue Sicherheit erlangt haben, inwieweit Sie wieder belastbar sind. Denn unter Medikamenten wie Antiarrhythmika und Betablockern wird die körperliche Leistungsfähigkeit im Ausdauerbereich in der Regel vermindert bleiben.

Gerade für Menschen, bei denen Vorhofflimmern gepaart mit Grunderkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems auftritt, ist regelmäßige Bewegung von entscheidender Bedeutung für die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden: Studien belegen, dass die Gefahr von Folgeerkrankungen wie z. B. Herzinfarkt sinkt, wenn man Sport bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen richtig durchführt.

Das bedeutet: Art und Intensität der Bewegung an die körperliche Leistungsfähigkeit anpassen und nur langsam steigern! Das gilt auch für Personen, die "nur" an Vorhofflimmern (idiopathisches Vorhofflimmern) leiden. Sie verzeichnen durch moderaten Sport dieselben positive Effekte auf den gesamten Organismus, wie dies auch bei gesunden Menschen der Fall ist. Zwar kommt es durch regelmäßige Bewegung bei Vorhofflimmern nicht zu einer Senkung der Herzfrequenz, doch steigt die Ausdauer.

Die optimale Belastung über die Pulsfrequenz zu steuern, ist bei Vorhofflimmern nicht möglich: Die sehr unregelmäßige und schlecht zu fühlende Pulsfrequenz führt bei Pulsmessern, wie etwa einer Pulsuhr, dazu, dass sie ständig wechselnde Herzfrequenzen anzeigen – das irritiert mehr als es hilft. Pulsmesser funktionieren bei Vorhofflimmern also nicht.

  • Ergometertraining Der Kardiologe kann jedoch die Daten des Belastungs-EKGs auf eine optimale Belastungsintensität umrechnen: Beim Ergometertraining übernehmen Menschen mit Vorhofflimmern dann die Wattzahl, die errechnet worden ist. Sie sollte konstant einstellbar sein. Achten Sie beim Kauf darauf, denn viele Ergometer verfügen über Programme, wonach die Belastung nach der Pulsfrequenz gesteuert wird. Das funktioniert bei Vorhofflimmern nicht!
  • Gehen, Walken oder Joggen: Dafür kann der Arzt über die Belastungs-EKG-Daten eine optimale Geh- oder Laufgeschwindigkeit errechnen, die der Trainings-Watt-Belastung entspricht und somit auch das Erreichen der Balastbarkeit klar definiert. Sie müssen dann beim Training (Walken, Jogging) nur noch auf ihre Geschwindigkeit achten.
  • Andere Sportarten: Hier lässt sich die optimale Belastung nicht so eindeutig festlegen, am besten belasten Sie sich beim Sport mit niedriger oder mittlerer Intensität – und nur so weit, dass Sie sich dabei noch unterhalten können. Ein guter Indikator für das Erreichen der Belastbarkeitsgrenze ist Eintreten von Luftnot. Dies gilt sogar für junge, gesunde Menschen! Vermutet wird, dass mehrere Faktoren dafür verantwortlich sind, dass es bei Leistungssportlern zu Vorhofflimmern kommen kann: Eine niedrige Ruheherzfrequenz (deutlich unter 55 Schläge/Minute), eine Vergrößerung der Herzvorhöfe durch regelmäßiges, lange währendes, intensives Training sowie Flüssigkeitsverluste, die zu Elektrolytverschiebungen im Organismus führen können. Wird Sport jedoch mit niedriger oder mittlerer Intensität betrieben, gibt es keine Hinweise, dass dadurch Vorhofflimmern ausgelöst werden kann.

Das Sportoutfit wird natürlich je nach Sportart gewählt. Personen mit Vorhofflimmern sollten jedoch besonders darauf achten, dass es auch sicher ist, da es bei ihnen durch die Herzrhythmusstörung zu Schwindelattacken bis hin zu kurzer Ohnmacht kommen kann: Also je nach Sportart auch schützende Ausrüstung, wie etwa Helme oder Gelenkschoner, anschaffen. Zudem sollten Vorhofflimmer-Patienten mit ihrem Arzt besprechen, ob sie beim Training ein antiarrhythmisches Medikament mitführen sollten. Das wird "Pill-in-the-Pocket-Strategie" genannt: Tritt Vorhofflimmern beim Sport auf, kann der Betroffene seine Herzrhythmusstörung so akut selbst behandeln.

Patienten mit Vorhofflimmern nehmen aufgrund des erhöhten Schlaganfall-Risikos häufig Gerinnungshemmer ein. Dadurch besteht im Verletzungsfall eine erhöhte Gefahr für Blutungen, besonders in der Muskulatur, in den Gelenken und den inneren Organen. Entsprechend sollten Sportarten mit hohem Verletzungsrisiko wie Alpin- Ski, Snowboarden, extremes Mountainbiking, Reiten, Klettern, Bergsteigen, Tauchen oder Windsurfen nur mit einem im Vorfeld erstellten speziellen Leistungsplan mit klar definierten Leistungsgrenzen ausgeübt werden.


Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

4. März 2019

Erstellt am:

15. Mai 2015

Stand der medizinischen Information:

4. März 2019

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