Mit Rheuma verbinden die meisten Menschen die typischen Gelenks- oder Rückenschmerzen sowie eine Morgensteifigkeit. Tatsächlich können Rheumatoide Arthritis, Psoriasis Arthritis oder Morbus Bechterew aber auch auf andere Organe wie Nervensystem, Herz, Lunge, Nieren, Augen, Darm und Haut übergreifen – oder dort sogar zuerst auftreten. Daher ist es für den Verlauf der Erkrankung und die Lebensqualität der Betroffenen ganz entscheidend, die Begleiterkrankungen bei der Therapie mit zu berücksichtigen.
Dr. Holak: Ein nicht geringer Anteil meiner Patient:innen klagt beispielsweise über eine Trockenheit der Augen und besonders bei Risikopatient:innen, wie Raucher:innen, wird immer wieder eine Entzündung der Lunge, eine sogenannte interstitielle Lungenerkrankung, beobachtet. Dank moderner, wirksamer Therapien können wir aber heute schwere Verlaufsformen gut verhindern und damit treten früher gefürchtete Begleiterkrankungen des zentralen Nervensytems, der Niere oder der Gefäße praktisch nicht mehr auf.
Dr. Holak: Die Schuppenflechte – Psoriasis – tritt naturgemäß bei der Psoriasis Arthritis häufiger auf, kann aber bei beiden Erkrankungen entstehen. Augenentzündungen, die sogenannte Uveitis, chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn sind die wichtigsten Manifestationen außerhalb des Bewegungsapparates bei Spondyloarthritis. Erkrankungen der Lunge und des Herzens kommen seltener vor.
Dr. Holak: Rheumatoide Arthritis, Psoriasis Arthritis und Morbus Bechterew spielen sich vor allem in den Gelenken ab. Aber auch außerhalb der Gelenke, also extraartikulär, können Entzündungen auftreten, die direkt durch die Immunfehlreaktion ausgelöst werden. Dazu zählen wie erwähnt Entzündungen der Augenregion und die Uveitis, aber auch chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Davon zu unterscheiden sind Begleiterkrankungen, die im Laufe der Erkrankung auftreten können, z.B. Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems oder auch ein Knochenschwund (Osteoporose). Diese können durch die Erkrankung vorzeitig begünstigt und mit schwererem Verlauf als üblich auftreten.
Dr. Holak: Moderne Therapien zielen darauf ab, die Entzündungsprozesse im Körper zu hemmen und halten damit auch Begleiterkrankungen oder Manifestationen außerhalb der Gelenke in Schach. Es stehen mittlerweile viele verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Zum Zeitpunkt der Diagnose werden konventionelle, krankheitsmodifizierende anti-rheumatische Medikamente eingesetzt, sogenannte DMARDs. Wenn damit das Behandlungsziel nicht erreicht wird und das Risiko für ein Voranschreiten der Erkrankung unverändert vorliegt, stehen moderne Therapien wie Biologika oder JAK-Hemmer (Small Molecules) zur Verfügung. Diese wirken ganz gezielt auf einzelne Botenstoffe, die für die Entzündung verantwortlich sind. Zudem spielen auch nicht-medikamentöse Therapien wie Physiotherapie oder Ergotherapie eine wichtige Rolle.
Dr. Holak: Um Nebenwirkungen von Begleiterkrankungen zu unterscheiden, ist eine genaue Anamnese der Symptome wichtig. Entscheidend sind zeitliche Zusammenhänge, Dauer und die exakte Kenntnis bekannter Nebenwirkungen. Dabei können auch Laboruntersuchungen oder bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen. Im Mittelpunkt steht die Kommunikation zwischen Patient:innen und Ärzt:innen, um eine Unterscheidung zwischen Begleiterkrankungen, oder neu aufgetretenen Nebenwirkungen zu erkennen.
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Die Plattform www.lebenmitrheuma.at bietet Wissenswertes über entzündliches Rheuma, moderne Therapien, aber auch hilfreiche Tipps und Videos rund um das Thema. Unter anderem können Betroffene hier auch einen Rheuma-Selbsttest durchführen und herausfinden, wie stark bestehende rheumatische Beschwerden die eigene Lebensqualität beeinflussen. Ziel der Therapie ist es, eine Remission, d.h. den Stillstand, oder eine maximale Kontrolle der Erkrankung zu erreichen.
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